Puigdemont:Stehaufmännchen

Kataloniens Ex-Regionalpräsident unternimmt einen neuen Versuch, seinen Namen im Spiel zu halten.

Von Karin Janker

Carles Puigdemont ist kein Charismatiker, größer als seine Strahlkraft ist seine Kondition. Zwar droht ihm nach seiner Auslieferung ein Prozess wegen Veruntreuung, doch der katalanische Ex-Regionalpräsident gibt das Stehaufmännchen: Mit großer Geste wuchtet er sich immer wieder in die Senkrechte. Per Videoschalte nach Barcelona setzte er nun zum neuen Aufbäumen an. Separatisten aller Parteien, vereinigt euch, rief er den Seinen zu.

Die Dach-Bewegung "Nationaler Ruf nach der Republik" solle die Sache der katalanischen Unabhängigkeit mit vereinten Kräften voranbringen. Vor allem aber will Puigdemont im Spiel bleiben, und versucht deshalb, die sezessionswilligen Katalanen daran zu erinnern, dass es ihn noch gibt, ihren Freiheitskämpfer im Exil. Bisher setzten sich im Wesentlichen drei Parteien für eine Unabhängigkeit Kataloniens ein, jede mit unterschiedlich ausgeprägter Kompromissbereitschaft gegenüber Madrid und unterschiedlichen politischen Vorstellungen. Es darf bezweifelt werden, dass diese Differenzen nun plötzlich ausgeräumt sind.

Vor allem aber löst ein neuer Name nicht das Grundproblem der Sezessionisten: Kaum 40 Prozent der Menschen in Katalonien wollen überhaupt eine eigene Republik. Gegen diese Kraft des Faktischen helfen auch keine großen Gesten.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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