Prozess in Dresden:Beschuldigter der "Gruppe Freital" belastet Mitangeklagte

Lesezeit: 1 Min.

Justin S. vor Gericht: Der jüngste Angeklagte sagt am zweiten Verhandlungstag umfassend zu den Taten der "Gruppe Freital" aus. (Foto: dpa)
  • Sieben Männer und eine Frau stehen in Dresden wegen fünf Anschlägen im Jahr 2015 vor Gericht. Sie sollen unter anderem Flüchtlingsunterkünfte angegriffen haben.
  • Am zweiten Verhandlungstag räumt der jüngste Angeklagte ein, an fast allen Angriffen beteiligt gewesen zu sein - und belastet seine Mitangeklagten.
  • Er bestreitet allerdings, dass bei den Anschlägen Menschen verletzt werden sollten.

Im Prozess gegen die mutmaßlich rechtsterroristische "Gruppe Freital" hat sich der jüngste Angeklagte geständig gezeigt. In einer mehrstündigen Einlassung vor dem Oberlandesgericht Dresden räumte der 19-Jährige ein, bei fast allen Angriffen der Gruppe dabei gewesen zu sein. Außerdem erhob Justin S. schwere Vorwürfe gegen seine Mitangeklagten.

Timo S. und Patrick F. belastete er als Rädelsführer der "Gruppe Freital". Timo S. habe "die Gruppe in Stimmung gehalten" und die Mitglieder angespornt weiterzumachen, sagte er. Patrick F. habe "meist die Planung"gehabt. An den ihm bekannten Taten seien in wechselnder Besetzung auch andere Mitbeschuldigte beteiligt gewesen.

Dresden
:"Gruppe Freital": Eingebettet in ein Netz von Freunden und Unterstützern

Der Prozess gegen die rechtsterroristische "Gruppe Freital" beginnt unter großer Anspannung: Die Angeklagten schweigen, es hagelt Befangenheitsanträge, die Anwälte wettern gegen das Gericht.

Von Annette Ramelsberger

Angeklagt sind sieben Männer und eine Frau im Alter zwischen 19 bis 39 Jahren. Ihnen wird vorgeworfen, im Sommer bis Spätherbst 2015 fünf Anschläge in Freital und Dresden verübt zu haben. Sie sollen Flüchtlingsunterkünfte, Flüchtlingshelfer, ein alternatives Wohnprojekt sowie das Linken-Parteibüro und einen Freitaler Stadtrat der Linken angegriffen haben. Ihnen werden die Bildung einer terroristischen Vereinigung sowie versuchter Mord, Beihilfe zum versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.

"Wir wollten die halt erschrecken"

Der 19-Jährige stritt ab, dass es bei den Anschlägen darum gegangen sei, jemanden ernsthaft zu verletzen. "Wir wollten die halt erschrecken", sagte er zu einem Anschlag auf das Wohnprojekt "Mangelwirtschaft" in Dresden im Oktober 2015. Den Angriff hätten die Gruppenmitglieder zusammen mit der Neonazi-Gruppe "Freie Kameradschaft Dresden" durchgeführt.

Auch bei einem Anschlag auf eine Freitaler Flüchtlingsunterkunft im November 2015 sei nicht geplant gewesen, jemanden zu verletzen, sagte Justin S. Bei diesem hatte der 19-Jährige selbst einen von drei in Deutschland nicht zugelassenen Böllern an einem Fenster angebracht. Ein Syrer wurde beim dem Anschlag verletzt.

Auf die Frage, wie er aus heutiger Sicht seine Beteiligung am Anschlag etwa auf das Parteibüro der Linken bewertet, sagte der 19-Jährige wörtlich: "Scheiße." Zum Teil räumte er ein, dass Taten im Gruppenchat positiv bewertet wurden. S. bestätigte den häufigen Treffpunkt der Gruppe an einer Tankstelle in Freital, beschrieb das Beschaffen der verbotenen Pyrotechnik in Tschechien und zum Teil, wie Böller an den Fenstern der Häuser befestigt wurden.

Justin S. ist der einzige Angeklagte, der sich bislang zu den Vorwürfen geäußert hat. Die anderen Beschuldigten machten zu Beginn des zweiten Prozesstages lediglich Angaben zur Person.

© SZ.de/dpa/epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Terror von rechts
:"Wir sind Nazis bis zum bitteren Ende"

In Dresden beginnt einer der größten Prozesse Deutschlands. Die Mitglieder der rechtsradikalen "Gruppe Freital" sind angeklagt wegen versuchten Mordes und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Von Annette Ramelsberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: