Proteste in Ägypten:Schlägertrupp tötet Demonstranten in Kairo

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In Ägypten sind in den frühen Morgenstunden mehrere Menschen getötet worden, als sie gegen den regierenden Militärrat protestierten. Sie wurden mit Schrotgewehren, Stöcken und Brandbomben vor dem Verteidigungsministerium in Kairo angegriffen, mindestens ein Dutzend wurde schwer verletzt.

Nach tagelangem Protest ist die Gewalt rund um das ägyptische Verteidigungsministerium in Kairo eskaliert: Mehrere Demonstranten wurden getötet, als ein Schlägertrupp sie in den frühen Morgenstunden angriff. Von mindestens 20 Todesopfern ist die Rede.

Von der Attacke berichten auch Ärzte der nahegelegenen Krankenhäuser und ein Sicherheitsbeamter. Mit Pistolen und Schrotgewehren sei auf sie geschossen worden, schreiben Aktivisten auf Twitter. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden Dutzende Demonstranten mit Stöcken, Brandbomben und anderen Waffen verletzt.

Nach Straßenkämpfen, die mehrere Stunden andauerten, schickte die Armee am Mittag Soldaten in das Viertel. Das berichteten Vertreter mehrerer Oppositionsparteien, die von der Armeeführung am Mittwoch zu einem Treffen eingeladen worden waren.

Die Demonstranten hatten vor dem Verteidigungsministerium bereits seit der vergangenen Woche gegen Entscheidungen der Wahlkommission protestiert. Immer wieder kam es dabei zu blutigen Ausschreitungen. Bereits am Wochenende waren dabei zwei Demonstranten getötet worden.

Der ursprüngliche Protest war von Anhängern des radikal-islamistischen Salafistenpredigers und Präsidentschaftskandidaten Hasim Abu Ismail organisiert worden, da dessen Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen von der Kommission aus formalen Gründen abgelehnt worden war.

Einige jüngere Revolutionäre, die nicht zur Salafistenbewegung gehören, hatten sich dem Protest später angeschlossen. Eine Sprecherin der Jugendbewegung "6. April" erklärte, unter den Getöteten sei ein Mitglied ihrer Bewegung.

Nach Angaben der Polizei steckten "wütende Anwohner, die gegen die ewigen Demonstrationen sind" hinter der Attacke. Die jugendlichen Revolutionäre widersprechen dieser Version und geben die Schuld dem Militärrat, der nach dem Rücktritt von Präsident Husni Mubarak im Februar 2011 die Macht übernommen hatte. Die Angriffe seien demnach von bezahlten Schlägertrupps ausgeführt worden, heißt es auf Twitter.

Auch die Muslimbruderschaft betonte, der Oberste Militärrat trage die Schuld an der Gewalt, da er die Verantwortung für den Staat übernommen habe. Der Präsidentschaftskandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, erklärte, er wolle seinen Wahlkampf aus Protest gegen die blutigen Ausschreitungen für 48 Stunden unterbrechen.

Die Ägypter sollen am 23. Mai zur Wahl gehen, um einen Präsidenten zu wählen. Danach sollen sich die Generäle theoretisch wieder aus der Politik zurückziehen.

© süddeutsche.de/APF/dpa/ehr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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