Profil:Steve Green

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(Foto: Saul Loeb/AFP)

Evangelikaler Milliardär und Financier des größten Bibelmuseums im Land.

Von Claus Hulverscheidt

Klar, die Kunden sind auch wichtig. Die Mitarbeiter, die Zulieferer, der Gewinn natürlich. Eigentlich aber hat Steve Green anderes im Sinn, wenn er in sein Chefbüro in Oklahoma City kommt. "Wir wollen die Firma nach den Grundsätzen der Bibel führen und mit all unserem Tun den Herrn ehren", sagt der 54-Jährige, wobei es wichtig ist zu wissen, dass hier nicht von einer kleinen Familienklitsche die Rede ist, sondern von Hobby Lobby, der größten Künstlerbedarfskette der USA: 750 Geschäfte, 32 000 Mitarbeiter, 4,4 Milliarden Dollar Umsatz.

Nun kommt ein weiteres Geschäft dazu: Vor wenigen Tagen hat Green in Washington das größte Bibelmuseum des Landes eröffnet. Es soll nicht nur die Geschichte dieses einzigartigen Buchs erzählen, sondern auch spirituell in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hineinwirken. 500 Millionen Dollar hat das gewaltige, hochmoderne Gebäude gekostet, bezahlt aus dem Familienvermögen. Das Museum zeigt Zehntausende Exponate, von alten Schriften über Marienbilder bis zur Bibel Elvis Presleys.

Dass ein Unternehmer alles andere dem Lob Gottes unterordnet, ist für Green völlig normal, schließlich ist Hobby Lobby, so glaubt er, des Schöpfers Werk. Steves ebenso religiöser Vater David hatte das Bastelgeschäft 1972 gegründet, 1985 drohte ihm finanziell die Luft auszugehen. Der Familienrat erörterte sehr irdische Dinge wie die Schließung unrentabler Shops und die Entlassung von Mitarbeitern. Stattdessen entschloss sich der Vater zum Gebet. "Herr", soll er gesagt haben, "das ist Dein Unternehmen, ich lege es in Deine Hände. Wenn es überleben soll, musst Du das Ruder übernehmen." Gott übernahm - und machte seine Jünger zu reichen Menschen: Heute verfügt die Familie über ein Privatvermögen von mehr als vier Milliarden Dollar.

Die Religion spielte in Politik und Wirtschaft der USA schon immer eine größere Rolle als in Europa. Im Bürgerkrieg begründeten Befürworter wie Gegner der Sklaverei ihre Haltung mit Bibelversen, heute ist es in der Debatte um Schwulenrechte nicht anders. Wie weit der sonst so sozial engagierte Green für seinen Glauben geht, zeigte sich 2014: Vor dem Obersten Gerichtshof setzte er durch, dass er aus religiösen Gründen keinen Krankenkassentarif einer Mitarbeiterin mitbezahlen muss, der die Kosten für die "Pille danach" übernimmt.

Es gibt Menschen, die Green Scheinheiligkeit vorwerfen, etwa weil er viele Waren in China fertigen lässt, einem Land, in dem Millionen abtreiben. Andere stören sich daran, dass ein Einzelner mithilfe seines Vermögens versucht, die Politik zu missionieren. Kirche und Staat, entgegnet der Vater von sechs Kindern, hätten in der Tat unterschiedliche Aufgaben. Zugleich müssten sich Kongress und Präsident aber stets bewusst sein, dass die Vereinigten Staaten auf den Lehren der Heiligen Schrift erbaut wurden. "Ich weiß nicht, wie gut er sich in der Bibel auskennt", hat Green jüngst über Donald Trump gesagt, "aber es wäre zweifellos gut, wenn sie einen Einfluss auf ihn hätte."

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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