Profil:Sir Edward Young

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Derzeit viel beschäftigter Krisenmanager Ihrer Majestät.

Von Alexander Mühlauer

(Foto: Dominic Lipinski/AFP)

Das neue Jahr begann für Sir Edward vielversprechend. Die Queen bedachte ihn auf ihrer New Year Honours List mit einer besonderen Auszeichnung. Sie ernannte Sir Edward zum Knight Commander of the Royal Victorian Order. Es ist eine der höchsten Ehren, die ein Mann in seiner Stellung erhalten kann. Seit September 2017 ist Sir Edward Young als Privatsekretär für Königin Elizabeth II. tätig. Die Anerkennung, die ihm am Neujahrstag zuteil wurde, durfte er als Vertrauensbeweis der Queen verstehen. Schließlich hat der Palast ein "holpriges" Jahr hinter sich, wie die Königin in seltener Offenheit in ihrer Weihnachtsansprache zugab.

Wie es aussieht, könnte es dieses Jahr noch sehr viel turbulenter werden. Die Entscheidung von Prinz Harry und Herzogin Meghan, sich weitgehend von ihren königlichen Pflichten zurückzuziehen, hat die Familie im Innersten erschüttert. Es kommt jetzt auch auf Sir Edward an, wie rasch sich diese Krise lösen lässt - oder ob sich daraus ein Drama entwickelt, das die Monarchie nachhaltig beschädigt. Als Privatsekretär Ihrer Majestät ist Sir Edward so etwas wie der oberste Krisenmanager in Buckingham Palace. Qua Amt ist er einer der engsten Vertrauten der Königin; seine Aufgabe ist es, Schaden von der Krone fernzuhalten.

Jetzt aber, da der Schaden nun einmal da ist, hat die Queen ihren Privatsekretär und dessen Mitarbeiter beauftragt, an einer schnellen Übereinkunft mit Harry und Meghan zu arbeiten. Dem Vernehmen nach wird eine Lösung binnen weniger Tage angestrebt. An den Verhandlungen werden auch Vertreter der britischen Regierung teilnehmen. Als Privatsekretär ist Sir Edward für den Informationsaustausch mit Downing Street und den Ministerien zuständig. Er ist, wie es im Palast heißt, der Kommunikationskanal zwischen dem Souverän und der Regierung. Sein Job ist es, die Königin bei ihren Aufgaben als Staatsoberhaupt so gut es geht zu unterstützen.

Sir Edward ist im Jahr 2004 in die Dienste der Royals eingetreten. Bevor er 2017 das Amt des Privatsekretärs übernahm, war er als dessen Stellvertreter und Assistent tätig. Natürlich hatte Edward Young auch ein Leben vor dem Königshaus. Der heute 53-Jährige arbeitete mehr als ein Jahrzehnt bei der britischen Bank Barclays. Von 1999 bis 2001 war er als Politikberater tätig, ehe er die Unternehmenskommunikation des englischen Mischkonzerns Granada PLC leitete.

Auch in Buckingham Palace ist Sir Edward im weitesten Sinne für die Kommunikation zuständig. Es dürfte wohl keine Pressemitteilung der Königsfamilie geben, die nicht über seinen Schreibtisch geht. Seiner Kontrolle unterliegt auch die Darstellung der Royal Family in den sozialen Medien. Wie man jetzt weiß, gehört der Instagram-Account von Harry und Meghan nicht dazu. Den Beratern im Königspalast gelang es jedenfalls nicht, die beiden davon abzuhalten, ihren Entschluss öffentlich zu machen.

Es ist gut möglich, dass die Verärgerung von Harry und Meghan über den Palast auch mit Sir Edward zu tun hat. Er soll offenbar mitverantwortlich dafür sein, dass es nicht zu einem von Harry gewünschten Gespräch mit der Queen kam. Der Londoner Times zufolge soll der Duke of Sussex um ein Treffen mit seiner Großmutter nach Neujahr gebeten haben. Doch Sir Edward und seine Mitarbeiter sollen Angst davor gehabt haben, dass Harry die Königin in einem Vieraugengespräch dazu hätte bringen können, ihm seine Wünsche zu erfüllen.

Ob diese Einschätzung richtig war, kann niemand wissen. Klar ist nur, dass Sir Edward nach dem Skandal um Prinz Andrew weiter gehörig unter Druck steht. Der Daily Telegraph zitierte erst zum Jahreswechsel einen ehemaligen hochrangigen Palastmitarbeiter mit den Worten, dass es in der Macht des Privatsekretärs gestanden hätte, Andrews desaströses Interview zu stoppen - wenn er denn nur gewollt hätte.

© SZ vom 11.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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