Profil:Sadiq Khan

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(Foto: dpa)

Londons Bürgermeister kämpft gegen den Ausbau des Flughafens Heathrow.

Von Björn Finke

Londons Bürgermeister Sadiq Khan gibt sich entschlossen: "Ich werde alles tun, was ich kann, um diese schlechten Pläne zu stoppen." Die schlechten Pläne, um die es geht, betreffen eine dritte Startbahn für den Flughafen Heathrow. Die britische Regierung erlaubte das umstrittene Projekt im vergangenen Jahr. Doch der sozialdemokratische Bürgermeister legte Widerspruch ein, zusammen mit fünf Gemeindevertretungen und den Umweltschützern von Greenpeace. Das Verfahren hat an diesem Montag vor dem High Court in London begonnen.

Heathrow ist Europas größter Flughafen, und er ist nahezu komplett ausgelastet. Aber die dritte Piste würde für Hunderttausende Anwohner mehr Fluglärm bedeuten, außerdem müssten 783 Häuser abgerissen werden. Khan ist nun seit drei Jahren Bürgermeister, vorher saß er für die Labour-Partei im Parlament. Als Abgeordneter unterstützte er noch den Ausbau von Heathrow, genau wie viele andere Labour-Parlamentarier. Pünktlich zum Wahlkampf für den Bürgermeister-posten änderte er dann seine Meinung. Sein konservativer Gegenkandidat Zac Goldsmith war ebenfalls gegen die dritte Piste; Gleiches gilt für Boris Johnson, den vorherigen konservativen Bürgermeister.

Nicht nur Konservative, sondern auch Weggefährten von Labour werfen Khan oft vor, bei seinen Standpunkten recht flexibel zu sein. Während seiner elf Jahre im Parlament setzte der Sohn pakistanischer Einwanderer keine großartigen Akzente. Doch seit der Wahl zum Stadtoberhaupt ist er weltbekannt: Der 48-Jährige ist der erste muslimische Bürgermeister einer europäischen Metropole. Er ist nicht nur Verwaltungschef und Repräsentant von 8,8 Millionen Bürgern, sondern gilt zugleich als Symbol gelungener Integration.

Seine Gegner trugen viel dazu bei, aus dem unauffälligen Parteisoldaten eine Symbolfigur zu machen. Bürgermeister-kandidat Goldsmith legte in seiner hässlichen Kampagne unterschwellig nahe, dass Khan als Muslim ein Sicherheitsrisiko darstelle. Khans Ritterschlag war es, sogar von US-Präsident Donald Trump angegriffen zu werden - etwas Besseres hätte ihm kaum passieren können.

Eine bemerkenswerte Karriere für den Sohn eines Busfahrers: Khan wuchs in einer Londoner Sozialwohnung auf, mit sechs Brüdern und einer Schwester. Als Jugendlicher boxte er, sein Berufswunsch war zunächst Zahnarzt. Weil ihm die US-Anwaltserie " L. A. Law " so gefiel, schwenkte er um. Er studierte Jura in seiner Heimatstadt und arbeitete als Anwalt. Seine Frau Saadiya ist ebenfalls Anwältin. Mit ihr hat er zwei Töchter. Zu seinem Glauben sagt Khan, dass er bete und während des Ramadan faste, aber "kein großes Tamtam darum machen" wolle.

Sein verstorbener Vater war Labour-Anhänger, Khan wurde mit 15 Jahren Mitglied. Er gehört zum gemäßigten Flügel und ist damit ein Gegner des altlinken Parteichefs Jeremy Corbyn. Kurz nach der Wahl zum Bürgermeister stand das EU-Referendum an. Khan warb damals für den Verbleib; jetzt spricht er sich für eine neue Volksabstimmung aus.

Zu einem seiner wichtigsten Themen hat Khan den Kampf gegen die miese Luft erklärt. Der Bürgermeister, der selbst Asthmatiker ist, führte eine Strafabgabe für Autos mit besonders schlechten Abgaswerten ein. Wer ins Zentrum fährt, zahlt ohnehin werktags eine Citymaut. Von April an müssen Besitzer von Dreckschleudern zusätzlich 12,50 Pfund pro Tag berappen, gut 14 Euro. Den Nahverkehr will Khan ausbauen, allerdings gibt es bei einer neuen U-Bahn-Linie quer durch die Stadt teure Verzögerungen.

Zuletzt nahm in London die Zahl der Messerstechereien unter Jugendlichen stark zu. Gegner werfen Khan Untätigkeit vor, doch er sagt, schuld sei die konservative Regierung mit ihren Kürzungen im Polizeibudget. Seinen Posten verleidet ihm solcher Ärger bislang nicht: "Ich habe den besten Job der Welt", sagt der Bürgermeister.

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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