Profil:Riad Farid Hidschab

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Ehemaliger Assad-Vertrauter, jetzt Chef der syrischen Opposition: Riad Farid Hidschab. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Der ehemaligerAssad-Vertraute ist heute Chef der syrischen Opposition.

Von Paul-Anton Krüger

Das syrische Regime tut seine Gegner gerne pauschal als Terroristen ab, die um nichts besser seien als der sogenannte Islamische Staat. Mit Riad Farid Hidschab geht das so einfach nicht: Der promovierte Agraringenieur diente Baschar al-Assad einst als Gouverneur in den Provinzen Quneitra und Latakia und später als Landwirtschaftsminister. Im Juni 2012 ernannte Assad den 1966 in der Stadt Deir al-Sour geborenen Sunniten sogar zum Premierminister. Vor Weihnachten nun bestellte ihn eine Konferenz der Opposition in Saudi-Arabien zum Generalkoordinator des Hohen Verhandlungskomitees, das in Genf mit der Regierung über Frieden und einen politischen Übergang reden soll.

Hidschab hatte von 1998 an Karriere in der Baath-Partei gemacht und galt bei seiner Ernennung zum Regierungschef im Juni 2012 als loyal zu Assad und als eine Provokation für die Opposition. Die Amerikaner setzten ihn auf ihre Sanktionslisten. Zwei Monate später allerdings brach er mit dem Regime. Ein Fahrer, nach monatelangen geheimen Verhandlungen geschickt von der Freien Syrischen Armee, brachte ihn zusammen mit seiner Frau und seinen vier Kindern im Schutz der Dunkelheit aus Damaskus heraus und vorbei an den Checkpoints der Armee. Als es dämmerte, überquerten sie die Grenze zu Jordanien.

Das syrische Staatsfernsehen verbreitete, Hidschab sei entlassen worden. Im Exil begründete er seine Entscheidung damit, das Regime stehe "moralisch, wirtschaftlich und militärisch" vor dem Kollaps und kontrolliere nur mehr 30 Prozent des syrischen Territoriums - eine etwas voreilige Prognose, wie heute klar ist. Die Flucht war ein Schlag für Assad, doch brachte sie das Regime nicht ins Wanken. Zum Überlaufen dürfte ihn eher der damals wachsende Widerstand gegen das alawitische Regime in seiner Heimatregion bewegt haben.

Westlichen Diplomaten gilt Hidschab als jemand, der politisches Talent und Führungsqualitäten mitbringt und anders als viele andere syrische Oppositionelle weiß, wie man sich politisch organisieren und Positionen vertreten kann. Zu Beginn des Jahres wurde er reihum in westlichen Hauptstädten empfangen; für US-Außenminister John Kerry war er jüngst in Riad Gesprächspartner, als es darum ging, den Start der Verhandlungen in Genf noch in dieser Woche hinzubekommen.

Hidschab verfügt zwar über keine große Hausmacht in der Opposition, zumal nicht bei den bewaffneten Gruppen, und teilt auch nicht die Leidenserfahrung vieler Regierungsgegner. Er gilt aber als Kompromisskandidat, mit dem alle Fraktionen leben können. In Riad wurde er mit zwei Drittel der Stimmen der dort vertretenen Gruppen zum Oppositionschef bestimmt. Zudem genießt er Vertrauen bei wichtigen Regionalstaaten, die Syriens Opposition unterstützen, namentlich Saudi-Arabien, Katar und der Türkei. In Genf allerdings wird er die Verhandlungen nicht selber führen, sondern eher im Hintergrund die Fäden spinnen.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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