Profil:Renée Zellweger

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Die Schauspielerin nähert sich in "Judy" einer Ikone an.

Von Fritz Göttler

Renée Zellweger als Judy Garland. (Foto: dpa)

Die Besetzung "makes bittersweet sense", ist sinnvoll auf eine bittersüße Weise, schrieb das US-Branchenblatt Variety über Renée Zellweger. Sie spielt die Judy Garland, die Show- und Hollywoodikone der Vierziger und Fünfziger, in dem Film "Judy" von Rupert Goold, der diesen Donnerstag in unseren Kinos startet. Eine Ikone "spielt" man nicht, man kann sich ihr nur annähern, durch Empathie, nicht als Imitation, man muss immer auch die Distanz zum Original spürbar machen - zur unverwechselbaren Faszination etwa, die von Judy Garland ausgeht in einem ihrer letzten Filme, "A Star Is Born", 1954, von George Cukor.

"Judy" erzählt vom Ende von Garlands Karriere und Leben, als sie auf dem Tiefpunkt ihrer Existenz ist, aus den heruntergekommenen Hotels ausgeschlossen wird, wo sie wohnt, und die Kinder in die Obhut ihres Gatten geben muss - und sie eine allerletzte Chance bekommt, ein mehrwöchiges Engagement im Londoner Nightclub "Talk of the Town". Zellweger singt selbst, durchaus professionell, mit Hingabe und unbekümmert, dass sie natürlich nicht die vibrierende Kraft von Garlands Stimme hat. Genau das mache die Spannung dieser Filmbiografie aus, wie die Darstellerin und ihre Figur sich auf halbem Wege treffen, schrieb Variety. Hollywood liebt solche darstellerischen Gratwanderungen - Zellweger ist für einen der Golden Globes nominiert, die am nächsten Wochenende vergeben werden.

Garland ist einer der Stars, an denen die Brutalität des Hollywoodsystems besonders deutlich wird. Mit siebzehn hatte sie einen denkwürdigen Erfolg als Dorothy in dem Film "Wizard of Oz", und "Judy" zeigt in Rückblenden, wie der Teenager von den Studioleuten Hollywoods strikt reglementiert wird, um den Vorstellungen vom Kindstar zu entsprechen. Hier beginnt die Spirale von Zerstörung und Selbstzerstörung, die schließlich zu Garlands Tod 1969, an einer Überdosis Pillen, führte.

Auch Zellwegers Karriere weist heftige Schwankungen auf, das Naive trifft aufs Ambitionierte, Natürlichkeit auf Manierismen, oft ist ein Zug trotziger Verbissenheit zu spüren, mit der sie sich gegen die Versuche zur Wehr setzt, sich über sie lustig zu machen. Ihr größter Erfolg - und die Rolle, von der sie nicht mehr loskommen sollte - war 2001 "Bridget Jones", in der Verfilmung des Bestsellers von Helen Fielding (plus zwei Fortsetzungen): Bridget, eine Londonerin in der Midlife-Krise, übergewichtig, Raucherin, auf der Suche nach einem Mann fürs Leben - besonders prominent auf ihrer Suchliste: Hugh Grant und Colin Firth.

Zellweger, geboren am 25. April 1969, wuchs in Katy im Bundesstaat Texas auf, der Vater war Schweizer, die Mutter Norwegerin: "Ich spüre wohl meine Texas-Verwurzelung, aber es lässt sich nicht leugnen, dass ich ein Kind von Europäern bin." Sie studierte an der Universität von Austin, wollte Schriftstellerin werden. Eine ihrer ersten Filmrollen hatte sie 1993, ohne namentlich genannt zu sein, in der Komödie "Dazed and Confused" von Richard Linklater, der eine ähnliche texanische Mischung von Bodenständigkeit und Intellekt wie Zellweger in seinen Filmen zum Ausdruck bringt - mit ihm hat Zellweger in einer Sondervorführung in Austin "Judy" präsentiert und diskutiert.

Einen ersten Erfolg hatte Zellweger 1996 in "Jerry Maguire", als Freundin von Tom Cruise. 2003 spielte sie dann in "Cold Mountain" von Anthony Minghella, für den sie einen Oscar und einen Golden Globe erhielt. 2010 begann sie, erstaunlich für einen Star, eine sechsjährige Auszeit vom Kino. Erstaunlich fand man auch, dass sie 2014 sich mit einem völlig neuen Gesicht präsentierte, spitzzüngig wurden kosmetische Eingriffe vermutet.

"Cold Mountain" wurde von Harvey Weinstein produziert, daher geriet Renée Zellweger auch in die "Me Too"-Spirale - Weinstein sagte, sie hätte sich für Rollenzusagen sexuell erkenntlich gezeigt. Eine Aussage, die von Zellweger drastisch zurückgewiesen wird.

© SZ vom 02.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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