Profil:Reinhard Grindel

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Reinhard Grindel, DFB-Funktionär, der im Bundestag die DFB-Affäre aufklären soll. (Foto: Gregor Fischer/dpa)

DFB-Funktionär, der im Bundestag die DFB-Affäre aufklären soll.

Von Johannes Aumüller

Reinhard Grindel ist gerade der personifizierte Interessenskonflikt in der Sportpolitik. Und entscheidenden Anteil daran hat mal wieder - das "Sommermärchen". Genauer: die Nationalelf von Trinidad & Tobago, die 2006 bei der Fußball-WM in Deutschland mitspielen durfte. Bis 2006 war der 54-jährige CDU-Politiker Grindel ein Bundestagsabgeordneter ohne größeren Bezug zum Fußball. Dann kam die WM - und in Grindels Wahlkreis Rotenburg in Niedersachsen quartierte sich die Mannschaft von der Karibikinsel ein. Man kam ins Gespräch, danach engagierte sich Grindel in diversen Fußball-Gremien, 2013 stieg er beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum Schatzmeister auf. Und weil ihn seine Partei wenig später auch zum starken Mann im Sportausschuss des Bundestages machte, hat Grindel nun eine problematische Doppelrolle inne.

In der vergangenen Woche war das wieder zu beobachten. Da ging es im Sportausschuss um die WM-Affäre und die ominöse 6,7-Millionen-Euro-Zahlung, die inzwischen auch die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Und nun saßen also der CDU-Abgeordnete Grindel und der DFB-Schatzmeister Grindel auf demselben Stuhl. Wie kriegt man diese Rollen zusammen? Als Abgeordneter muss Grindel auf Aufklärung pochen. Als Funktionär muss er fürchten, dass am Ende der Aufklärung Millionenzahlungen auf den DFB zukommen, etwa Steuernachzahlungen.

Grindel hat sich für seine Doppelrolle früher mal ein erstaunliches Argument zurechtgelegt: Es sei doch gut, dass im Sportausschuss Sportfunktionäre sitzen - die verstünden wenigstens etwas von der Materie. Im Ausschuss für Arbeit und Soziales säßen ja auch ein paar Gewerkschaftler. In der Tat ist Grindel nicht der Einzige, bei dem sich Mandat und Ehrenamt verquicken. Neben ihm arbeiten im Sportausschuss unter anderem: die Vize-Präsidentinnen des Leichtathletik- und des Judo-Verbandes, der frühere Vize-Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, der Chef eines Handball-Erstligisten sowie ein weiteres Mitglied des DFB-Vorstandes.

Aber Reinhard Grindel steht besonders im Fokus. Der aktuelle DFB-Präsident Wolfgang Niersbach ist wegen der WM-Affäre angeschlagen, viele rechnen damit, dass er sein Amt wird aufgeben müssen. Neben den Vize-Präsidenten Reinhard Rauball, 68, und Rainer Koch, 56, zählt auch Grindel zu den möglichen Nachfolgekandidaten. Es könnte seine Chancen schmälern, dass ihm, wie man auch im Fußball sagt, der Stallgeruch fehlt. Er ist noch nicht sonderlich lange dabei. Bevor er 2002 in den Bundestag einzog, arbeitete er als Journalist, unter anderem als Leiter der ZDF-Studios in Berlin und Brüssel. Vom Journalismus an die Spitze eines Sportverbandes: Auch damit wäre Grindel kein Einzelfall. Niersbach war Redakteur beim Sportinformationsdienst, ehe er zum DFB wechselte. Fifa-Chef Sepp Blatter ist bis heute Ehrenmitglied im Weltverband der Sportjournalisten.

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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