Profil:Regina Lopez

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Philippinische Ministerin im Kampf gegen den Raubbau: Regina Lopez. (Foto: Erik de Castro/Reuters)

Philippinische Ministerin im Kampf gegen die Bergbauindustrie.

Von Arne Perras

Regina Lopez macht sich Feinde. Mächtige Feinde. Die Ministerin für Umwelt und natürliche Ressourcen auf den Philippinen widerruft Vertrag um Vertrag mit Minenbetreibern. Die Bergbauindustrie ist geschockt, Konzerne fürchten um Milliarden-Profite. Doch die ehemalige Aktivistin, die Staatschef Rodrigo Duterte ins Amt geholt hat, wirkt furchtlos. Sie will ihre Linie durchziehen, auch wenn das eine Flut von Rechtsstreitigkeiten provozieren wird und zahlreiche Arbeitsplätze riskiert werden.

Lopez tritt als Anwältin der Armen auf, im Film wäre sie die Schwester von Robin Hood. Sie löst ein, was Umweltschützer und Kirchen schon lange einfordern. Für den rabiaten Abbau von Rohstoffen zahlen viele Philippiner einen hohen Preis, Umwelt- und Gesundheitsschäden werden in der Regel ignoriert. Die Ministerin attackiert die Konzerne mit kantigen Sätzen: "Wenn sie hier investieren und das Land vergewaltigen wollen, dann ziehe ich es vor, dass sie gehen. Wir wollen nur Investitionen, die uns nützen."

Von 41 Minen hat Lopez bereits 23 schließen lassen. Nun wurden weitere 75 Projekt-Verträge für Erkundungen oder Erschließungen gekündigt. Lopez' Hauptargument: Der Bergbau gefährde die lebenswichtige Wasserversorgung in vielen Gebieten. Sie stoppt damit Milliardeninvestitionen für den Abbau wertvoller Erze, vor allem von Kupfer, Gold und Nickel. In der Branche ist man erbost über das freche Vorgehen von Lopez, ein Anwalt des Bergbauverbandes nennt die Politik absurd. Solche Verträge ließen sich nicht einseitig und ohne gute Gründe kündigen, wenden Kritiker ein. Die Papiere wurden schließlich von vorherigen Regierungen gebilligt. Doch Einwände dieser Art bremsen die 63-Jährige nicht.

Einerseits spürt Lopez viel Unterstützung im Volk. Gerade in den ärmsten Gebieten sehen die Bewohner kaum etwas vom Reichtum, der aus der Erde geschürft wird. Im Gegenteil: Sie leiden unter dem Dreck und Gift aus den Gruben. Lange haben philippinische Regierungen diese Zustände durch ihre liberale Lizenzvergabe befördert. Andererseits erntet die Ministerin nicht nur Jubel. Sie hat eine milliardenschwere Industrie gegen sich aufgebracht und kann auch kaum das Schicksal von Hunderttausenden Arbeitern ignorieren, die um ihre Jobs bangen.

Lopez, die der Oberschicht entstammt, besuchte eine von Nonnen geführte Eliteschule in Boston, später studierte sie Management in Manila. Sie lebte in Portugal und Indien, wo sie sich zur Yoga-Lehrerin ausbilden ließ. Viele Jahre verbrachte sie in Afrika und unterrichtete Kinder in Elendsvierteln. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen, mit dem sie zwei Söhne hat. Inzwischen ist sie geschieden. Über ihr entbehrungsreiches Leben in den Slums schrieb sie: "In Afrika hab ich gelernt, was Hartnäckigkeit heißt." Die zeigt sie nun als Ministerin. Sie mischt eine Branche auf, die den Staat lange als treuen Verbündeten an ihrer Seite wusste.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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