Profil:Ralph Hasenhüttl

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Ralph Hasenhüttl: bodenständiger Trainer und Meistermacher des FC Ingolstadt 04. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Bodenständiger Trainer und Meistermacher des FC Ingolstadt 04.

Von Roman Deininger

Im deutschen Fußball hat sich bekanntlich der Klose-Salto als akrobatisches Grundelement bei der Ausgestaltung von Torjubel durchgesetzt. Im österreichischen Fußball hat der Klose-Salto eine nicht ganz so dynamische, aber durchaus liebenswerte Entsprechung: die Hasi-Rolle. Dabei handelt es sich um einen Radschlag, der allerdings idealerweise aussieht wie ein böse verunglückter Handstand.

Der Schöpfer der Hasi-Rolle war ein solider Stürmer, vier Mal österreichischer Meister mit Austria Wien und Austria Salzburg, acht Länderspiele. Ein Bewegungstalent war er nie, dafür war er zu groß und, na ja, bisweilen zu schwer. Als er 2004 nach Stationen in Köln und Fürth bei den Amateuren des FC Bayern seine Karriere beendete, wurde seine Gattin mit einer Prophezeiung aktenkundig: "Du wirst einmal ein besserer Trainer als Spieler." Sandra Hasenhüttl, das ist seit Sonntagnachmittag klar, kennt ihren Mann ziemlich gut.

Ralph Hasenhüttl darf sich seit Sonntagnachmittag Meistermacher nennen, und der Titel gewinnt noch an Glanz, wenn man bedenkt, wen er da zum Meister der zweiten Bundesliga gemacht hat: Der FC Ingolstadt 04 stand auf dem letzten Tabellenplatz, als Hasenhüttl ihn im Oktober 2013 übernahm. Das taktische Grundgerüst, mit dem er die Oberbayern stabilisierte, gründet auf Disziplin und Laufbereitschaft - zwei Fachgebiete, die den aktiven Sportkameraden Hasi einst nicht allzu sehr reizten. Einen Spieler wie sich, betont der Trainer Hasenhüttl, könnte er heute gar nicht gebrauchen. Seinen steirischen Schmäh wiederum hat das Ingolstädter Fußballprojekt dringend nötig.

Der FC Ingolstadt ist ja für manche der FC Audi, und in der Tat hält der Autobauer knapp 20 Prozent der Anteile an der Fußball GmbH. Die vier Ringe des örtlichen Großkonzerns prangen auf Trikot und Stadion. Dass Audi den Klub trotzdem nicht mit Geld flutet, sondern eher gezielt benetzt; dass der Spieleretat nur im Mittelfeld der Liga liegt; dass kein FC-Verantwortlicher drei Sätze sagen kann, ohne zwei Mal das Wort "Nachhaltigkeit" zu verwenden - all das ist nach außen nicht so leicht zu vermitteln. Da hilft es sehr, dass Hasenhüttl dem Fusionsverein im elften Jahr seines Bestehens endlich ein sympathisches, bodenständiges Gesicht gibt.

Hasenhüttl, 47, in Graz geboren, trägt gern Kapuzenpulli, ein modisches Element, das im deutschen Fußball auf Jürgen Klopp zurückgeführt wird. Hasenhüttl verbindet Klopp-typische Inbrunst mit Klopp-untypischer Bescheidenheit. Er ist ein Konzepttrainer, aber kein Ballsportakademiker, er könnte - ganz im Sinn der Gemahlin - eine Marke werden auf dem Trainermarkt. Er hat Unterhaching in die dritte Liga geführt, Aalen in die zweite; der VfB Stuttgart wollte ihn schon in die erste holen. Im Jubeltaumel am Sonntag sagte Ralph Hasenhüttl, man könne in die Bundesliga wechseln, klar: "Aber es ist doch viel, viel schöner, wenn man in die Bundesliga aufsteigt."

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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