Profil:Prinz Charles

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(Foto: AFP)

Der britische Thronfolger feiert seinen 70. Geburtstag. Und ja: Er will.

Von Cathrin Kahlweit

Charles wird am kommenden Mittwoch siebzig. Und ist immer noch nicht König. Selbst wenn man einwendet, dass das Berufsziel König nach viel Ehre und wenig Vergnügen klingt, so muss das für einen Mann, der seit seiner Kindheit auf diesen Job vorbereitet wird, doch ziemlich frustrierend sein. Prinz Charles hat nun jedoch die Chance genutzt, die man ihm bei der königstreuen BBC gegeben hat, und seinen künftigen Untertanen versichert, er werde, wenn es denn schließlich dazu komme, trotz der langen Wartezeit ein vorsichtiger, ein zurückhaltender Monarch sein. Und sich nicht mehr in die Politik einmischen. "Ich bin ja nicht dumm", sagt er, und lächelt schelmisch.

Er habe seine Interventionen, Briefe, Reden, Meinungsäußerungen zwar immer eher als "Motivation" denn als Einmischung verstanden, betont der älteste Sohn von Königin Elizabeth, die ihrerseits seit 65 Jahren regiert; er wisse aber, dass Regieren denn doch eine "völlig andere Übung" sei. Er sei stolz darauf, Position bezogen zu haben zu wichtigen Fragen wie Architektur, Natur, Klimawandel, Soziales, so Charles, habe aber zumindest immer darauf geachtet, sich nicht in Parteipolitik einzumischen.

"Prinz, Sohn und Erbe" heißt der Film, mit dem der Sender dem britischen Volk die Zukunftspläne des Geburtstagskindes nahebringen will. Zeit wird es, die Queen ist 92. Die Dokumentation über den Thronfolger zeigt einen Workaholic mit starken Vorlieben, gefestigten Überzeugungen und einer geringen Toleranz für Pflichtvergessenheit, der erschöpft über seinen Akten einschläft, seine Mitarbeiter bis spät in die Nacht beschäftigt und neben seinen etwa 500 offiziellen Terminen im Jahr auch noch die Energie hat, unentwegt private Zirkel und Briefings zu organisieren. Das sind nicht unbedingt Charakteristika, die einen König im Wartestand geduldig erscheinen lassen - aber Geduld ist vielleicht auch der Stoff, der nach sieben Jahrzehnten am ehesten aufgebraucht ist.

Seine Königliche Hoheit Charles Philip Arthur George, Prince of Wales und Duke of Cornwall, hatte immer weit geringere Popularitätswerte als seine Ex-Frau Diana, seine beiden Söhne William und Harry und seine Schwiegertöchter Kate und Meghan; damit muss er leben. Dass er die Königin der Herzen nicht ausreichend, stattdessen aber die Königin seines Herzens, Camilla, teils heimlich liebte, haben ihm die Briten lange nicht vergeben - ebenso wenig wie seine lange als exzentrisch verrufene Euphorie für den naturnahen Landbau, menschenfreundliche Architektur und seine Stiftung, den Prince's Trust, der sich weniger der Schönen und Reichen als der Verlorenen, Vergessenen und Minderbemittelten in der Gesellschaft annimmt.

Nun, da der Prinz in sein 71. Lebensjahr geht, sind seine Initiativen und Ideen Mainstream geworden, seine Bio-Bauernhöfe werfen Profite ab und Verwerfungen in der britischen Klassengesellschaft gelten nicht mehr als gottgegeben, sondern als asozial. Dass er zugibt, mit Pflanzen zu sprechen, ist in einer royalen Familie auch nicht allzu absonderlich; schließlich wird über seine Mutter gesagt, sie spreche am liebsten mit Hunden und Pferden. Er selbst sieht sich als alterslos - zumindest, was seine Ansichten angeht: Ihm werde bisweilen vorgeworfen, altmodisch zu sein, sagt er, aber es gehe ihm um das Zeitlose, um das, was bleibt. "Und ich lebe schon lange genug, um zu wissen, dass Ideen, die wir als altmodisch bezeichnen, irgendwann wieder in Mode sind."

Was seine Söhne angeht, so finden die, der Opa ihrer Kinder solle sich schonen, weniger arbeiten und mehr mit den Enkeln spielen. Charles wird das erfreut zur Kenntnis genommen und zugleich betont haben, dass er auch künftig wenig Zeit hat. Er wird den Stab nicht weiterreichen, wenn es so weit ist, das hat Prinz Charles längst wissen lassen, und er will immer noch König werden. Unbedingt, irgendwann.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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