Profil:Pete Buttigieg

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(Foto: Charlie Neibergall/AP)

Mann der Mitte mit dem Ehrgeiz, US-Präsident zu werden.

Von Hubert Wetzel

Seine Wiederwahl als Bürgermeister von South Bend, Indiana, gewann Pete Buttigieg 2015 triumphal. 80,4 Prozent der Wähler stimmten für ihn. In absoluten Zahlen sah der Sieg freilich nicht ganz so grandios aus. Die 80 Prozent bestanden aus gerade einmal 8515 Stimmen. Insofern ist es kein Wunder, dass Buttigiegs Rivalinnen und Rivalen im Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur provokant fragen, ob ein 38 Jahre junger Lokalpolitiker aus der Provinz tatsächlich der Richtige ist, um es im November mit Donald Trump aufzunehmen.

Buttigieg hegt solche Zweifel nicht. Er versucht, die Eigenschaften, die seine Gegner ihm als Nachteile ankreiden wollen, in Vorteile umzuwandeln. Amerika, so lautet sein Hauptargument im Wahlkampf, brauche einen Präsidenten aus einer neuen Generation und aus der Mitte des Landes, nicht einen alten Senator, der seit Jahrzehnten in Washington arbeite. Was ihm an Erfahrung fehle, ersetze er durch gutes Urteilsvermögen.

Bei der ersten parteiinternen Vorwahl vor einer Woche in Iowa hat das überraschend viele Wähler überzeugt. "Mayor Pete", wie Buttigieg sich nennt, gewann. Zwar lag er am Ende nur hauchdünn vor Bernie Sanders, dem linkspopulistischen Senator aus Vermont. Entgegen allen Prognosen schlug er jedoch seinen wichtigsten Rivalen, den früheren Senator und Vizepräsidenten Joe Biden, deutlich. Mit diesem konkurriert Buttigieg um die Stimmen der moderaten Mitte-Demokraten, denen Sanders zu revolutionär ist. Und zumindest in Iowa mochten die Wähler den jungen Außenseiter lieber als den 77 Jahre alten Parteigranden, der seit 45 Jahren Politik in Washington macht.

An diesem Dienstag muss Buttigieg bei der Wahl in New Hampshire nun zeigen, wie solide der Erfolg von Iowa war. Schneidet er wieder so gut ab, dann muss man ihn fortan zu den Favoriten im demokratischen Vorwahlkampf zählen. An Ehrgeiz, rhetorischem und taktischem Talent mangelt es Peter Paul Montgomery Buttigieg jedenfalls nicht. Er spielt im Wahlkampf zwar gern den bescheidenen, pragmatischen und patriotischen Kleinstadtjungen aus dem Mittleren Westen. In Wahrheit aber hat er eine makellose, elitäre - und, wie manche Kritiker sagen: sehr kalkulierte - Karriere hinter sich.

Buttigieg stammt aus einem Professorenhaushalt, sein Vater lehrte an der feinen University of Notre Dame. Er ging auf eine katholische Privatschule, studierte in Harvard Geschichte und Literatur und als Rhodes-Stipendiat in Oxford Philosophie, Politik und Wirtschaft. Danach arbeitete er beim Beratungskonzern McKinsey, bevor er 2012 Bürgermeister von South Bend wurde. Zudem war er Reserveleutnant. 2014 tat Buttigieg ein halbes Jahr Dienst als Aufklärungsoffizier in Afghanistan. Das war eher ungefährlich und sah gut aus auf dem Lebenslauf.

Für viele weiße, akademisch gebildete und gemäßigt linke Demokraten aus der gehobenen Mittelschicht ist Buttigieg daher ein idealer Kandidat. Andere traditionelle Wählergruppen der Partei, darunter eine Mehrheit der Schwarzen, misstrauen ihm hingegen. Sie werfen ihm vor, dass die Polizei in South Bend zu seiner Zeit als Bürgermeister aggressiv gegenüber der schwarzen Bevölkerung gewesen sei. Ein afroamerikanischer Gemeinderat aus der Stadt bezichtigte Buttigieg de facto, ein verkappter Rassist zu sein. Ohne die Stimmen der Schwarzen ist es für Buttigieg jedoch kaum möglich, Präsidentschaftskandidat oder gar Präsident zu werden.

Und es gibt eine zweite Sache, von der bisher unklar ist, ob und wie sehr sie für ihn zu einem Problem werden kann: Buttigieg ist offen homosexuell, sein Ehemann Chasten ist bei seinen Auftritten oft dabei. Bisher hat das im Wahlkampf keine Rolle gespielt. Die meisten Demokraten dürfte das auch nicht stören. Und offen homophobe Wähler neigen wohl ohnehin eher den Republikanern zu. Ein möglicher Risikofaktor bleibt die sexuelle Orientierung trotzdem.

© SZ vom 10.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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