Profil:Narendra Modi

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Sohn eines Teeverkäufers mit Talent zum politischen Magier. (Foto: Ajit Solanki/AP)

Sohn eines indischen Teeverkäufers mit Talent zum politischen Magier.

Von Arne Perras

Im Moment des Triumphes gab Narendra Modi den Bescheidenen. "Ich empfinde tiefe Demut und bin überwältigt", twitterte der indische Premier. Nach knallhartem Wahlkampf kostete Modi, 66, den Sieg mit einigem Pathos aus. Seine Partei BJP hat im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh gerade fast 80 Prozent der Sitze erobert. Mit einem solchen Vorsprung hatten nicht mal die treuesten Anhänger Modis gerechnet. Wer immer nun antreten will, um dem Premier bei den nationalen Wahlen 2019 die Macht zu entreißen, wird es schwer haben. Modi, seit drei Jahren im Amt, ist seinem Ziel, die asiatische Großmacht ein Jahrzehnt lang zu steuern, einen großen Schritt nähergekommen.

Sein Talent, sich als politischer Magier in Szene zu setzen, hat viel zu diesem Sieg beigetragen. Modi sucht stets den Draht zu einfachen Leuten, um ihnen zu vermitteln: Ihr könnt es schaffen. Dazu passte die Botschaft, mit der er sich bei den Wählern bedankte: "Ich glaube an die Kraft von 1,25 Milliarden Indern." Das Ergebnis ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, was der Premier dem Volk zuletzt alles zugemutet hat. 86 Prozent des Bargeldes zog er über Nacht aus dem Verkehr, viele haben gelitten. Dennoch straften ihn nur wenige ab. Modi schlüpfte in die Rolle des tapferen Ritters, der ankämpft gegen die Schwarzgeldbarone. Das kam an. Ökonomen, die seine Politik als weitgehend nutzlose Qual geißelten, drangen mit ihrer Kritik nicht durch.

Modi, von vielen "der Furchtlose" genannt, stammt aus einfachen Verhältnissen. Er pflegt das Bild vom Sohn eines Teeverkäufers, der es nach oben geschafft hat. In einer Gesellschaft, die sich traditionell nach Kasten gliedert, stiftet er Hoffnung in unteren Schichten. Junge Leute sehen in ihm einen Beweis dafür, dass Aufstieg möglich ist. Er verkörpert ihren Traum. So ist es Modi gelungen, Wähler aus allen Kasten hinter sich zu scharen.

Doch noch ein anderer Faktor dürfte ihn nach vorne katapultiert haben: Modi hat die religiöse Karte gezogen, um sicherzugehen, dass möglichst viele Hindus zu ihm stehen. Er tat das sehr dosiert. Es reichte allerdings schon, Gegnern vorzuwerfen, sie hofierten Muslime, um deren Stimmen zu gewinnen. Mit dieser Strategie rückte sich Modi als Beschützer des Hinduismus ins Licht. Aber er schürt so auch Misstrauen unter den Minderheiten.

Der Premier hat sein Image als Macher bewahrt, doch kommt er mit seinen Refor-men nicht so rasch voran, wie Analysten gehofft hatten. Modi wirbt mit plakativen Programmen: sauberes Indien, digitales Indien, smarte Städte, Ausbau von Fabriken ("Make in India"). Vielerorts sind diese Slogans mehr Schein als Sein. Letztlich werden ihn die Inder daran messen, ob es ihnen unter Modi besser geht als früher. Wandel geschieht nicht über Nacht, das haben viele verstanden. Doch der Vertrauensvorschuss verpflichtet. Modi muss liefern, soll sich sein Traum erfüllen, als bedeutender indischer Staatsmann in die Geschichte einzugehen.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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