Profil:Monika Grütters

Lesezeit: 1 min

Monika Grütters: leidenschaftliche Staatsministerin für Kultur im Clinch mit Künstlern. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Leidenschaftliche Staatsministerin für Kultur im Clinch mit Künstlern.

Von Jens Bisky

Mit ihrer Leidenschaft dafür, das Richtige zu tun, hat die Staatsministerin für Kultur, Monika Grütters, einen Aufschrei vieler Kunsthändler, Galeristen, Sammler und einiger Künstler provoziert. Die Entwürfe für ein neues Kulturgutschutzgesetz weckten vielfach Furcht vor "Enteignung", der Sammler Egidio Marzona behauptet gar, die im Gesetzentwurf vorgesehenen "Kontrollen, Sanktionen und Drohungen" erinnerten an die DDR.

Nun, die meisten alarmistischen Warnungen der vergangenen Tage erinnern an eine geschickt inszenierte Lobby-Kampagne. Grütters ist nun ihren Kritikern entgegengekommen, hat Änderungen und weitere Diskussionen versprochen. "Bitter nötig" sei eine "Versachlichung". Sachlichkeit ist meistens gut, aber sie muss Leidenschaften in Rechnung stellen, auch die Leidenschaft der Kulturstaatsministerin gerade für dieses Gesetz. Sie war knapp drei Monate im Amt, als sie gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Erwerb der Reisetagebücher Alexander von Humboldts feiern konnte. Die Nachfahren Wilhelm von Humboldts hatten die neun Tagebücher, 4000 Seiten voller Beobachtungen und Notizen, im Ausland zum Verkauf angeboten. Nur eine konzertierte Aktion verschiedener Ministerien und Förderer konnten den Kauf durch die Preußenstiftung sichern. Aus dieser Erfahrung speist sich die Energie der Ministerin für ein wirksames Kulturgutschutzgesetz. "Wir müssen alles nur Erdenkliche unternehmen", sagte sie damals, im März 2014, "um national wertvolles Kulturgut hier in Deutschland zu halten."

Die Brüder Humboldt liegen der 1962 in Münster geborenen Kulturpolitikerin besonders am Herzen. Sie stehen für jenes weltläufige, auf Fremdes neugierige Deutschland, das Monika Grütters mithilfe von Kunst, Theater, Literatur befördern will. Grütters - Westfälin und Katholikin - kam nach dem Studium in Münster und Bonn ans Museum für Verkehr und Technik in Berlin. Rasch verbanden sich mit ihrer Person Hoffnungen auf eine Modernisierung, auf die Urbanisierung der in Kiezmilieus erstarrten Hauptstadt-CDU.

Seit sie im Dezember 2013 Kulturstaatsministerin wurde, überraschte sie mit immer neuen Aktivitäten: Sie hat zusätzliche Millionen für den Neubau eines Museums der Moderne in Berlin organisiert; sie unternahm eine Theaterreise durch Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, um für den Erhalt der einzigartigen deutschen Theaterlandschaft zu werben; sie hat den Direktor des Britischen Museums, Neil MacGregor, für die Gründungsintendanz des Humboldt-Forums gewonnen. Der Regierungsentwurf für den kommenden Kulturhaushalt sieht zusätzliche 60 Millionen Euro vor.

Kulturpolitischer Streit schadet nicht, solange es der Staatsministerin gelingt, Verbündete zu finden. In der hochsommerlich hysterischen Debatte um das neue Gesetz waren Unterstützer ihrer Position kaum zu hören.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: