Profil:Mohammed bin Salman

Lesezeit: 2 min

Der neue saudische Kronprinz ist nunmehr der mächtigste Mann Arabiens.

Von Paul-Anton Krüger

Mit nur 31 Jahren steigt Mohammed bin Salman zum mächtigsten Mann Saudi-Arabiens und wohl der gesamten arabischen Welt auf. In einer systematisch vorbereiteten Entscheidung beförderte ihn sein Vater, König Salman, zum Kronprinzen und schafft damit Klarheit über die Machtverhältnisse in Riad. Überraschend kommt lediglich der Zeitpunkt inmitten des Fastenmonats Ramadan, inmitten politischer Krisen. Der König traf sie offenbar auch, um seinen meist nur bei den Initialen MbS genannten Lieblingssohn gegen interne Kritik zu stärken, die der Kriegsführung in Jemen gilt, der Konfrontation mit Katar und den bei den Staatsbediensteten unpopulären wirtschaftspolitischen Reformen.

Der noch vor zweieinhalb Jahren weitgehend unbekannte Prinz hat eine Machtfülle erlangt, die jene früherer Könige übersteigt. Er wurde nun zum Vizepremier ernannt und behält seine bisherigen Ämter bei. Als Verteidigungsminister ist er der maßgebliche Architekt der vom Bundesnachrichtendienst als "impulsive Interventionspolitik" charakterisierten neuen Außenpolitik. Die von ihm verantwortete Intervention in Jemen hat Milliarden Dollar gekostet, aber nach zwei Jahren ihr Ziel nicht erreicht, die international anerkannte Regierung zurück an die Macht zu bringen und das Nachbarland zu befrieden.

Anders als viele Prinzen studierte Mohammed nicht in den USA, sondern wurde als Jurist in Riad ausgebildet. In Washington aber hat er sich einen guten Draht zu Präsident Donald Trump aufgebaut, mit dem er sich einig weiß in seiner Haltung zu Iran. Beide sehen in der schiitischen Vormacht den Unruhe-Stifter in der Region. Europäische Diplomaten warnen schon vor einer "Iran-Paranoia". Bei seinem Treffen mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg präsentierte sich der Prinz in Jeans als unprätentiöser Vertreter der jungen Generation. Die Hälfte aller Saudis sind weniger als 30 Jahre alt. Erstmals haben sie das Gefühl, dass jemand im Königshaus ihre Lebenswelt versteht, die von Smartphones und sozialen Medien geprägt ist.

Der verheiratete Vater von vier Kindern gilt als religiös, legt sich aber wie niemand zuvor mit den ultrakonservativen Klerikern an: Er hat die Sittenpolizei entmachtet. Das rechnen ihm junge Saudis hoch an, die nicht das Ende der Monarchie herbeisehnen, aber größere Freiheiten im Alltag.

MbS hat eine Unterhaltungsbehörde eingeführt, es gibt nach 30 Jahren wieder Konzerte im Königreich, bald vielleicht gar Kinos. Sein größtes Projekt aber, erzwungen durch niedrige Ölpreise und eine drohende Pleite des Landes, ist der Umbau der Ölmonarchie: Er will Saudi-Arabien unabhängig machen von Petrodollars, durch eine wettbewerbsfähige Wirtschaft anstelle des Rentierstaates. Den Staatsdienern, 70 Prozent der arbeitenden Saudis, hat er die Zulagen gestrichen - was sein Vater jüngst wieder kassierte. Nur wenn MbS seinen Reformplan durchsetzen kann, genannt Vision 2030, kann er auf jahrzehntelange Regentschaft hoffen.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: