Profil:Michael O'Leary

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Michael O'Leary, Chef der Ryanair, hat mit seinen Billigfliegern die Luftfahrt geprägt. (Foto: Bloomberg)

Der Chef der Ryanair hat mit seinen Billigfliegern die Luftfahrt geprägt.

Von Jens Flottau

Wenn Michael O'Leary gerade einmal nicht überlegt, wo er denn als nächstes eine Basis seiner so erfolgreichen Billigfluggesellschaft Ryanair eröffnen könnte, verbringt er viel Zeit auf der Pferderennbahn. Auch dort ist er sehr erfolgreich und irgendwie scheint er die beiden Welten nicht so genau trennen zu können "War of Attrition" heißt eines seiner Siegerpferde - Abnützungskrieg.

Seine Konkurrenten müssen sich oft fühlen, als seien sie wirtschaftlich in einer solch schrecklichen Lage. 85 Standorte hat Ryanair mittlerweile nahezu flächendeckend in Europa eröffnet und immer wieder ist es das gleiche Bild: O'Leary verkauft so lange extrem billige Tickets, bis die Konkurrenz aufgeben muss, weil sie die Verluste nicht mehr länger tragen kann. Mit unschlagbar niedrigen Kosten, auch erreicht mit zum Teil zweifelhaften Methoden und zumindest moralisch fragwürdigen Arbeitsverträgen für die Mitarbeiter, ist Ryanair allen anderen Konkurrenten enteilt.

O'Leary, mittlerweile 55 Jahre alt, hat die europäische Luftfahrt in den vergangenen 20 Jahren verändert wie kein anderer. Nach dem Studium begann er seine Karriere bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und er freundete sich mit den Söhnen von Tony Ryan an, der 1985 eine kleine Regionalfluggesellschaft namens Ryanair gegründet hatte. Ryan war damals im Flugzeugleasing zu Geld gekommen. Aber Ryanair lief nicht und O'Leary stieg erst als Berater und später als stellvertretender Vorstandschef ein. 1994 rückte er an die Unternehmensspitze und krempelte den Laden komplett um. Er hatte zuvor einige Zeit bei Southwest Airlines in Dallas verbracht, um vom Pionier der Billigfliegerei zu lernen.

Nachdem auch der Flugmarkt innerhalb der Europäischen Union liberalisiert worden war, konnten O'Leary und Ryanair durchstarten. Zu seinem großen Glück wurde er lange Zeit unterschätzt.

O'Leary, längst ein steinreicher Mann mit eigenen Anteilen an Ryanair, ist bekannt für seine lockere Art: Zu offiziellen Terminen kommt er in der Regel in Jeans und offenem Hemd, er flucht und schimpft über Konkurrenten, von denen er vielen schon lange den Untergang prognostiziert. Doch seine provozierende Art und der lange Zeit schlechte Umgang mit Kunden haben Ryanair nicht nur gutgetan. Erst in den vergangenen Jahren hat der langsam altersmilde O'Leary eingesehen, dass es manchmal gut ist, wenn man nicht alle gegen sich aufbringt. Seiner Airline hat er eine "Always Getting Better"-Kampagne verordnet, die auf mehr Kundenfreundlichkeit setzt. Mit Lufthansa und Air France-KLM hat er sogar einen gemeinsamen Lobbyverband gegründet und am liebsten würde er die Kurzstrecken im Auftrag der Lufthansa fliegen.

Seit Jahren kokettiert O'Leary damit, dass er bald aufhören könnte bei Ryanair. Doch das hat er zuletzt relativiert: Er werde erst in Rente gehen, wenn die Kinder groß seien. O'Leary und seine Frau Anita haben vier kleine Kinder.

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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