Profil:Markus Büchler

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Chirurg aus Heidelberg, der gerade beim Patienten Liu Xiaobo war.

Von Josef Kelnberger

An diesem Montag, wenige Stunden nach seiner Landung in Frankfurt am Main, sollte Markus Büchler in einer Pressekonferenz über seine spektakuläre Reise nach China berichten. Gemeinsam mit einem US-Kollegen hat der Heidelberger Chirurg am Samstag Liu Xiaobo besucht, den Friedensnobelpreisträger und vermutlich bekanntesten Patienten der Welt. Nach der Visite erklärten die beiden Mediziner, entgegen chinesischer Darstellung sei der an Leberkrebs erkrankte Liu sehr wohl transportfähig - gerne würde man ihn auch in Heidelberg weiterbehandeln. Mehr ist dazu vorerst nicht zu erfahren von Professor Büchler. Das Auswärtige Amt, das Liu die Ausreise ermöglichen will, hat die Kommunikation an sich gezogen. Es kann durchaus diplomatischen Schaden anrichten, wenn ein Arzt zu viel redet.

Aber auch so steht Markus Büchler, 61, Ärztlicher Direktor der Chirurgie an der Uniklinik Heidelberg und Koryphäe für Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, wieder im Mittelpunkt der Weltpolitik. Er ist das gewohnt. Im Frühjahr 2010 operierte Büchler den damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak in Heidelberg an der Gallenblase. Büchler empfand den Kontakt zu dem Ägypter seinerzeit als "hochinteressant und bereichernd". Dem ägyptischen Staatsfernsehen diente der Chirurg als Kronzeuge: Mubarak sei wohlauf und fähig, das Land zu regieren. Als Mubarak sich später, nach seinem Sturz, vor Gericht verantworten musste, wurde Büchler nach Kairo gerufen, um den Gesundheitszustand des Angeklagten einzuschätzen. Er lehnte ab. In Heidelberg waren zuvor Droh-Mails eingegangen.

Am Montag versuchten die chinesischen Behörden, den Ruf des Deutschen zu ramponieren. Sie lancierten ein Video, auf dem zu erkennen ist, wie Büchler am Krankenbett von Liu in englischer Sprache dem chinesischen Ärzteteam im Beisein von Lius Frau dankt für seine Bemühungen. Es werde wirklich alles getan für den Patienten - scheinbar ein Widerspruch zu der Behauptung, in Heidelberg könne man noch mehr tun. Die Staatsführung will Liu, wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" inhaftiert und seit einem Monat in einem Krankenhaus in Shenyang untergebracht, auf keinen Fall ausreisen lassen. Büchlers Einladung nach Deutschland wurde als Provokation empfunden.

Jenseits seiner politischen Missionen unternimmt Markus Büchler nichts, um in den Rang eines Star-Chirurgen aufzusteigen, im Gegenteil. Er weist das Lob, er habe "goldene Hände", zurück. Vielmehr setzt er sich dafür ein, dass Chirurgen die Partnerschaft zu Ärzten anderer Disziplinen ausbauen und "auf Augenhöhe" mit den Pflegekräften arbeiten. Nach außen hin aber könnte sich die Uniklinik Heidelberg keinen besseren Werbeträger wünschen. Nach der Mubarak-OP soll die Zahl von Patienten aus Nahost deutlich gestiegen sein. Und auch Büchlers Visite bei Liu Xiaobo hat dem Ruf des Hauses bestimmt nicht geschadet.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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