Profil:Luca Cordero di Montezemolo

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Alitalia-Manager, gescheitert an den eigenen Mitarbeitern.

Von Thomas Fromm

(Foto: Mark Thompson/Getty)

Luca Cordero di Montezemolo, hieß es neulich in den italienischen Medien, sei wie eine Fettpflanze, ein Sukkulent: Wo auch immer man ihn hintopfe, da passe er sich an. Trockenzeit? Kein Problem. Aufwändige Pflege? Nicht nötig. Der Unterschied zwischen dem 69-jährigen Grafen und den Kakteen allerdings sei: Die einen könne man ruhig in der schattigen Ecke stehen lassen, ohne dass es große Probleme gebe. Der andere dagegen sei ständig unterwegs - von einem Unternehmen zum nächsten. Es sind dann die Jobs, mit denen der frühere Ferrari-Chef und Intimus der Turiner Fiat-Familie Agnelli im Rampenlicht steht.

Fiat-Verwaltungsrat, Ferrari-Präsident, Vizepräsident der Hypovereinsbank-Mutter Unicredit, Chef des italienischen Industriellenverbandes Confindustria - sogar als Alternative zum langjährigen italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi galt Montezemolo mal vor einigen Jahren. Ein Manager und Berlusconi-Kritiker, dem man lange Zeit sehr viel zutraute.

Von den großen Erfolgen und dem Glamour, der ihn jahrelang bei der Fiat-Tochter Ferrari umgab, konnte der Italiener zuletzt nur noch träumen. Denn am 26. November 2014 wurde Montezemolo Präsident der Fluggesellschaft Alitalia. Und damit war er so ziemlich beim Gegenteil von Ferrari, der Goldgrube aus Maranello, gelandet: bei einem hoffnungslosen Fall, einer chronisch defizitäre Airline, die eine Million Euro am Tag verliert und Italiens Steuerzahler Milliarden gekostet hat.

Auch Montezemolo, der schon vor Wochen seinen Rücktritt als Alitalia-Präsident angekündigt hatte, konnte an diesem Zustand nichts ändern. Aus der lahmen Alitalia wurde nicht über Nacht ein neuer Bolide der Lüfte. Selbst nicht unter einem Manager wie ihm.

Nachdem eine große Mehrheit der Alitalia-Mitarbeiter in einem Referendum gegen einen mit Regierung und Gewerkschaften ausgehandelten Rettungsplan und drastische Sparmaßnahmen gestimmt hatten, stand der Berufs-Magier plötzlich entzaubert da. "Wer mit Nein stimmt, muss die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Airline aufgelöst wird", sagte er. Es war wohl Montezemolos letzte Warnung an das Personal. Und wahrscheinlich auch schon eine Art Abschiedsgruß.

Dabei waren die Hoffnungen groß, als er sich vor drei Jahren ans Werk machte. Der Manager, der immer auch zugleich Politiker und Diplomat war, hat beste Kontakte, auch zu den Königsfamilien am Golf. Und so kam es, dass die arabische Fluggesellschaft Etihad mit 49 Prozent bei der maroden Alitalia einstieg. Die Rolle des mondänen Grafen war klar: Er sollte die Alitalia wieder flottmachen und dafür die richtigen Drähte zwischen Abu Dhabi und Rom herstellen. Doch die Neuen brachten zwar Geld, aber keinen Erfolg. Noch vor einigen Tagen war er nach Abu Dhabi geflogen, um über die Sanierung zu sprechen - doch er hatte seine Mitarbeiter zu Hause unterschätzt. Alitalia, das weiß er nun, wird wohl kein Ferrari mehr.

© SZ vom 26.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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