Profil:Leila de Lima

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Leila de Lima, Senatorin der Philippinen und Symbolfigur im Kampf gegen Präsident Duterte. (Foto: Bullit Marquez/AP)

Die philippinische Senatorin ist nun die Symbolfigur im Kampf gegen Präsident Duterte.

Von Arne Perras

Ihre letzte Nacht in Freiheit verbrachte die Senatorin Leila de Lima im Büro. Als wollte sie nochmals ein Zeichen ihrer Hartnäckigkeit setzen. Die Blitzlichter der Kameras erhellten am Freitagmorgen ihr erschöpftes Gesicht, bevor sie von Ermittlungsbeamten abgeführt wurde. Ihr Anwalt erklärte, die Senatorin könne stolz darauf sein, die "erste politische Gefangene" der Regierung von Rodrigo Duterte zu sein. Doch der Sarkasmus konnte das Entsetzen unter ihren Anhängern nicht ganz überspielen: Die liberalen Kräfte auf den Philippinen haben vorerst ihre prominenteste Stimme verloren. De Lima muss nun vor allem um sich selbst kämpfen, damit sie nicht lebenslang hinter Gitter kommt. Sie soll gegen Drogengesetze verstoßen und sich als Ministerin bereichert haben.

"Alles Lüge", versicherte die 57-jährige Juristin erschöpft, aber kämpferisch. "Die Wahrheit wird ans Licht kommen." Der drohende Prozess macht die Senatorin nun zur Symbolfigur des Widerstandes gegen Präsident Duterte. Unter all seinen Gegnern ist de Lima die prominenteste. Die frühere Justizministerin hat nie gezögert, den Wahlsieger für dessen Anti-Drogen-Krieg zu attackieren und die Menschenjagden anzuprangern, die der Staatschef unter dem Mantel der Verbrechensbekämpfung angeordnet hat. Er will Vollstrecker sein, das Land von Kriminellen befreien. Auf der Strecke blieb das Recht, Tausende Menschen starben ohne eine Chance auf ein Gerichtsverfahren. Der Staat unter Duterte beförderte die Willkür, vor allem aber bahnte der Staatschef den Weg für Killerkommandos, von denen keiner weiß, wem sie gehorchen.

Gegen die Exzesse ist de Lima furchtlos zu Felde gezogen, zuletzt nannte sie Duterte einen "soziopathischen Serienkiller", der ungeeignet sei, eine Regierung zu führen. Der Präsident hat seinerseits oft versucht, seine Gegnerin lächerlich zu machen, mal nannte er sie hässlich, mal behauptete er, dass er ein Video gesehen habe, das sie beim Sex mit ihrem Fahrer zeige. Duterte muss Kräfte wie de Lima fürchten, weil sie im demokratischen System der Philippinen seinen Sturz organisieren könnten. Staatschefs können des Amtes enthoben werden, wenn sie ihren politischen Rückhalt verspielen.

Nun aber ist erst einmal de Lima außer Gefecht gesetzt, weil schwere Vorwürfe gegen sie erhoben werden. Demnach hat sie als Ministerin angeblich Drogenkartelle in einem Gefängnis gedeckt und von deren Geschäften sogar profitiert. Sie soll Geld kassiert haben von Drogenbaronen. Völlig absurde Anschuldigungen sind das in den Augen ihrer Anhänger, die davon überzeugt sind, dass de Lima der Prozess aus politischen Gründen gemacht wird. Sollte dennoch etwas dran sein an den Beschuldigungen - und sollten sich Beweise finden -, so wäre dies Dutertes größter Triumph. Er hätte seine Gegnerin auf Dauer abgeschüttelt.

Auffallend ist, dass die Vorwürfe gegen die Senatorin bestens in das Feindbild passen, das Duterte vom verrotteten Staat und dessen angeblich verlogenen Eliten zeichnet. Der Zorn über das Establishment machte ihn populär. Und noch weiß man nicht, ob ihm die Verfolgung de Limas politisch tatsächlich schadet.

De Lima, die zwei Söhne und zwei Enkel hat, lebt schon lange von ihrem Mann getrennt. Im Studium fiel sie durch beste Noten auf, sie arbeitete als Anwältin und Professorin, bevor sie die Menschenrechtskommission leitete. Später berief Präsident Benigno Aquino sie zur Justizministerin. Schon lange beschäftigt sie sich mit Todesschwadronen, Duterte soll diese Kräfte schon gefördert haben, als er Bürgermeister in Davao war. De Lima zeigt großen Ehrgeiz, ihren Gegner zu Fall zu bringen. Doch nun sitzt ihr die Justiz im Nacken, die Jägerin ist zur Gejagten geworden. Am Freitag bezog sie ihre Zelle im Polizeihauptquartier. Der Boss, ein Mann von Dutertes Gnaden, versicherte, dies sei ein wirklich sicherer Ort für die Senatorin. Ihre Freunde hat dieser Satz noch nervöser gemacht.

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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