Profil:Krister Petersson

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(Foto: imago)

Der schwedische Staatsanwalt hat Neuigkeiten im Fall Olof Palme.

Von Kai Strittmatter

Am Morgen dieses Mittwochs um 9.30 Uhr wird ganz Schweden an seinen Lippen hängen: Um diese Zeit wird Krister Petersson, der leitende Staatsanwalt des Landes, vor die Presse treten. Petersson hat seinen Landsleuten nicht weniger versprochen als die Auflösung des größten ungelösten Rätsels der Kriminalgeschichte des Landes. Ein Rätsel, das Schweden seit 34 Jahren quält und das sich im Laufe dieser Jahre zu einem nationalen Trauma auswuchs: Wer erschoss Olof Palme? Wer ist der Mörder des schwedischen Ministerpräsidenten, der am 28. Februar 1986 mitten in Stockholm nach einem Kinobesuch auf offener Straße mit einer Kugel in den Rücken niedergestreckt wurde?

Die aufsehenerregenden Worte des Staatsanwalts, die die Schweden seither auf die Folter spannen, fielen schon im Februar dieses Jahres, in einer populären Verbrechenssendung im Staatsfernsehen SVT. Er sei zuversichtlich, sagte der 59-jährige Petersson damals, die Hintergründe des Mordes klären zu können, "und wer dafür verantwortlich ist". Sein Ziel sei es, bis zum Sommer entweder Anklage zu erheben oder aber die Ermittlungen endgültig abzuschließen. Mehr Details waren seither weder Petersson noch seinem Partner, dem leitenden Ermittler Hans Melander, zu entlocken.

An dem Mordfall Olof Palme haben sich Unzählige in all den Jahren die Zähne ausgebissen. Polizeichefs und Staatsanwälte kamen und gingen, Minister traten zurück. Die kurdische PKK, der KGB, Iran oder Rechtsradikale innerhalb der Polizei waren nur einige der Spuren, die im Laufe der Jahre diskutiert und verfolgt wurden. Ein angeblicher Einzeltäter wurde verurteilt, inhaftiert und wieder freigelassen. Ein anderer möglicher Einzeltäter, wegen seines Arbeitgebers "Skandia-Mann" genannt, wurde nie wirklich untersucht. Der im Jahr 2000 verstorbene Skandia-Mann und das Apartheidregime in Südafrika gehörten in den vergangenen Wochen zu den Favoriten der schwedischen Hobbydetektive und Journalisten, wenn sie sich in Spekulationen darüber ergingen, wen Krister Petersson nun als Täter präsentieren könnte.

Das Boulevardblatt Aftonbladet nennt ihn "einen der Besten der Branche", allzu große Aufmerksamkeit allerdings hat Petersson in seiner Karriere bislang nicht erregt. Kollegen beschreiben ihn als zurückhaltend, belesen, korrekt und effektiv. Als das Svenska Dagbladet Peterssons ehemalige Lehrer und Professoren nach ihm fragte, da konnte sich nur einer überhaupt an ihn erinnern. Einen Namen machte er sich erstmals in den Prozessen gegen den als "Lasermann" bekannt gewordenen rechtsextremen Mörder John Ausonius 1994 sowie gegen den Mörder der Außenministerin Anna Lindh 2004. Später arbeitete er an der Spitze der internationalen Abteilung der Staatsanwaltschaft an Fällen wie Drogen- und Menschenschmuggel. Er ermittelte gegen internationale Prostitutionsnetzwerke, reiste aber auch nach Afghanistan, um dort Morde an schwedischen Soldaten und an einem Journalisten zu untersuchen.

Ehemalige Kollegen sagten der schwedischen Presse, sie seien überrascht gewesen von Peterssons Ankündigung zum Olof-Palme-Mord. Aus seinem Munde sei das aber ernst zu nehmen. Skeptiker gibt es noch genug. Zu oft schon wurden die Schweden enttäuscht von der vollmundigen Ankündigung angeblich spektakulärer Neuheiten in dem Fall, die sich im Nachhinein als Rohrkrepierer erwiesen.

Angeblich sollen Krister Petersson und seine Leute die Mordwaffe entdeckt haben, das schrieb zumindest Aftonbladet Anfang dieser Woche. Selbst wenn das stimmen sollte, für einen endgültigen Beweis der Täterschaft bräuchte es wohl mehr. Es wäre "Balsam für die kollektive Seele" der Schweden, wenn Petersson eine überzeugende Geschichte präsentieren könnte, schrieb Aftonbladet nun. "Das Letzte, was wir brauchen, ist eine Staatsanwaltschaft, die sich erneut lächerlich macht."

© SZ vom 10.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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