Profil:Jacob Zuma

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Jacob Zuma: Präsident Südafrikas mit Personalproblemen. (Foto: Michel Euler/AP)

Der Präsident Südafrikas hat Personalprobleme und zieht den Volkszorn auf sich.

Von Tobias Zick

Es war die Nachricht, auf die viele Südafrikaner sehnsüchtig gewartet hatten. Jene, die noch Hoffnung haben, dass man das Erbe von Nelson Mandela vor dem Verfall bewahren kann; jene, die den Niedergang ihrer jungen Demokratie mit Sorge und Zorn verfolgen. Am Dienstag also meldete der African National Congress (ANC), die älteste Befreiungsbewegung des Kontinents und seit 1994 Regierungspartei des vom Apartheid-Regime erlösten Südafrika, über einen offiziellen Twitter-Account: Man habe die "schmerzliche Entscheidung" getroffen, Jacob Zuma, 73, von seinem Amt als "Staatschef und Präsident der Republik Südafrika abzuberufen".

Der Jubel verstummte so schnell, wie er aufgebrandet war: Die Nachricht sei "nicht wahr", hieß es wenig später auf demselben Kanal; jemand habe den Account gehackt und die Falschmeldung verbreitet. Der Zwischenfall, der zu einem anderen Zeitpunkt wohl wenig Aufsehen erregt hätte, traf einen blank liegenden Nerv: Der Volkszorn gegen den selbstherrlichen Präsidenten brodelt in diesen Tagen heißer denn je, seit er vergangenen Mittwoch ohne Begründung Finanzminister Nhlanhla Nene entließ, der sich mehrmals Zumas Selbstbedienungs- und Patronagepolitik entgegengestellt hatte. So hatte Nene zum Beispiel darauf hingewiesen, dass für ein geplantes obskures Atomprogramm kein Geld da sei und folglich auch nicht ausgegeben werde; oder er hatte der Vorsitzenden der nationalen Airline, einer engen Vertrauten Zumas, die Zustimmung zur Anschaffung neuer Jets verweigerte.

Nun ist Zumas Präsidentschaft seit ihrem Beginn 2009 von Korruptionsvorwürfen überschattet, und offenbar rechnete der Staatschef damit, er könne auch diesen Widersacher geräuscharm aus dem Weg räumen. Doch diesmal ging die Rechnung nicht auf: Nachdem der Präsident Nene durch einen in Finanzdingen unbeleckten, aber getreuen ANC-Hinterbänkler ersetzt hatte, brach der ohnehin schwache Wert der Landeswährung ein, nebst diversen Aktienkursen, und selbst aus den eigenen Reihen brandete Zuma ungewohnt lauter Protest entgegen. Eine Reihe von ANC-Veteranen hielten ihm in einem offenen Brief vor, den "Interessen des Volkes zu schaden".

Am Sonntag schließlich machte Zuma einen Rückzieher und ersetzte den Hinterbänkler durch den erfahrenen Pravin Gordhan - ein Schritt, der die Märkte besänftigte, nicht aber die Volksseele. Aus dem Twitter-Slogan "Zuma muss weg" wurde "Zuma muss immer noch weg", für diesen Mittwoch sind in mehreren Großstädten Demonstrationen geplant.

Der Einschätzung diverser Kritiker, Zuma sei nun machtpolitisch angeschlagen, trat die ANC-Führung am Dienstag umso entschlossener entgegen: Das Personalroulette sei nicht etwa ein Ausweis von Schwäche, hieß es in einer Erklärung der Partei. Die Bereitschaft, "Position angesichts berechtigter Bedenken unseres Volkes zu revidieren", zeuge im Gegenteil von "entschlossener Führung".

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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