Profil:Frank-Jürgen Weise

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Scheidender Chef der Bundesagentur für Arbeit. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Der Noch-Chef der Bundesagentur für Arbeit tritt Ende März in den Ruhestand.

Von Thomas Öchsner

Für Frank-Jürgen Weise, den scheidenden Chef der Bundesagentur für Arbeit, ist eines im Leben sicher: "Arbeiten", sagt er, "will ich immer. Ich könnte mir überhaupt nicht vorstellen, mich auf die faule Haut zurückzulegen." Am Mittwoch hat Weise, 65, zum letzten Mal die Arbeitslosenzahlen vorgelegt. Ende März tritt er in die Lebensphase ein, die offiziell "Ruhestand" heißt. Sie ist bei ihm aber nicht wörtlich zu nehmen: Der Mann wird in Deutschland weiter gebraucht.

Weise hatte sich einst bei der Bundeswehr verpflichtet. Dort studierte er Betriebswirtschaft und lernte durchzuhalten; trotz Vorgesetzten, die ihn in Ausgeh-Uniform Liegestütze auf der Straße machen ließen. Die Zeit beim Militär hat seinen Arbeitsstil geprägt: Er analysiert die Lage, holt Meinungen ein, definiert Probleme - und "wenn etwas entschieden ist, sorge ich dafür, dass es wie von einer deutschen Werkzeugmaschine professionell abgearbeitet wird". So sieht er es selbst, und so hat es auch jede Bundesregierung gesehen, seit der CDU-Mann Weise 2004 die Regie bei der Arbeitsbehörde übernahm.

Die skandalanfällige und chronisch defizitäre einstige "Bundesanstalt für Arbeit" wurde von ihm, dem Controlling-Experten, auf Effizienz getrimmt. Heute heißt sie Bundesagentur für Arbeit (BA), und jeder Erfolg und Misserfolg wird penibel registriert. Inzwischen häuft sie Milliardenüberschüsse an. Der Beitrag für die Arbeitslosenversicherung konnte drastisch sinken. Und das soll unbedingt so bleiben, wenn es nach dem Noch-Chef geht. Weise warnt "vor einem Wettlauf um die höchsten Zahlungen". Wer das Arbeitslosengeld für Ältere verlängern wolle, schaffe "Leistungsempfänger statt Leistungserbringer". Damit konnte er nur einen meinen: den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz. So klar hat sich Weise in all den Jahren selten in Debatten eingemischt. Lieber hielt er sich öffentlich zurück, um es sich mit keinem zu verscherzen.

Umso mehr war er als Krisenmanager gefragt. Der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg heuerte ihn 2010 an, die Kommission für die Reform der Bundeswehr zu leiten. Ende 2015 rückte Weise zum Doppelbehördenleiter auf. Er sollte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf Kurs bringen, damit der Stau bei den Asylanträgen schnell abgearbeitet wird. Weise schaffte es, die Maschinerie des Amtes zum Laufen zu bringen, wenn auch nicht so schnell wie erhofft. Den Zusatzjob hat er gerade aufgegeben. Er soll aber als Beauftragter des Innenministeriums weiter helfen, die Lage der Flüchtlinge zu verbessern. Außerdem leitet er die Hertie-Stiftung, die benachteiligte junge Menschen fördert.

Dem Rentner Weise wird also die Arbeit nicht ausgehen. Dabei hätte er schon in den vergangenen Jahren nicht so viel tun müssen. Im Jahr 2000 brachte er mit einem Freund die Logistikfirma Microlog an die Börse, die er später mit hohem Gewinn verkaufte.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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