Profil:Frank Bainimarama

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Einst Putschist auf Fidschi, jetzt Präsident der Klimakonferenz.

Von Michael Bauchmüller

Es ist noch gar nicht lang her, da war Frank Bainimarama verfemt. Großbritannien untersagte ihm 2012 die Einreise zu den Olympischen Spielen, wie auch einigen anderen Diktatoren. Der Commodore Bainimarama von damals trug Uniform und blickte grimmig unter seinem Barrett hervor. Der Militärchef der Fidschi-Inseln war durch einen Putsch zum Ministerpräsidenten geworden. Der Aufschrei war groß.

Heute sitzt Bainimarama in Bonn in der Mitte einer großen Bühne, trägt eine dezente Krawatte und im Knopfloch eine rote Blume. Er hat einen weiten Weg zurückgelegt. In der Hand hält er den kleinen Holzhammer des Versammlungsleiters: Am Montag wurde er zum Präsidenten der Klimakonferenz gewählt. Die findet zwar in Bonn statt, aber Fidschi ist formal der Gastgeber. Der Inselstaat im Südpazifik hatte für die vielen Delegierten nicht genug Betten, Deutschland sprang ein.

Seit einiger Zeit arbeitet Bainimarama hart daran, seine internationale Reputation zu reparieren. Im Sommer richteten die Fidschi-Inseln zusammen mit Schweden die Meereskonferenz der Vereinten Nationen aus, die Klimakonferenz ist nun der Höhepunkt. Die Suspendierung aus dem Commonwealth ist mittlerweile aufgehoben, die diplomatischen Beziehungen mit den Nachbarn Australien und Neuseeland wiederhergestellt. All das zeigt, wie hart Baininarama jahrelang daran gearbeitet hatte, seinen Ruf zu ruinieren.

Im Jahr 2000 putschte sich der Befehlshaber zum ersten Mal an die Macht, damals auch zur Abwehr einer Rebellengruppe. Er setzte einen Premier ein, der ihm aber einige Jahre später nicht mehr behagte. 2006 putschte Bainimarama abermals, diesmal aber richtig: Er wurde nun selbst Premier. Als ein Gericht die Machtübernahme 2009 für verfassungswidrig erklärte, ließ er die Richter entlassen und die Verfassung außer Kraft setzen; die Presse wurde zensiert. Die Zeit für Wahlen hielt er jahrelang für nicht gekommen - in einer Republik, in der bei wichtigen Entscheidungen auch der "Große Rat der Häuptlinge" mitredet.

Grund für die unruhigen Zeiten waren vor allem Spannungen zwischen den melanesischen Ureinwohnern und einer indischstämmigen Minderheit. Um diesen Konflikt ist es ruhiger geworden. Als sich Bainimarama 2014 zur Wahl stellte, erhielt er knapp 60 Prozent der Stimmen. Internationale Wahlbeobachter hatten nichts zu beanstanden. Vor allem dieser Umstand erlaubt ihm nun, die große Bühne zu betreten, obwohl er als Oberhaupt eines 900 000-Einwohner-Landes kaum mehr zu regieren hat als ein Oberbürgermeister.

In Bonn ruhen nun viele Hoffnungen auf ihm, schließlich stehen Inselstaaten wie die Fidschis wegen steigender Meeresspiegel im Zentrum der Klimakatastrophe. Bainimarama gilt hier als Garant echten Klimaschutzes. Von daheim hat er eine Drua mitgebracht, ein hölzernes Boot der Ureinwohner. "Wir sitzen alle in einem Kanu", sagt er.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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