Profil:Douglas Macgregor

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(Foto: BMG-2048/Wikimedia Commons/CC-BY)

US-Kriegsheld, bald Botschafter in Berlin.

Von Thorsten Denkler

Als der irakische Diktator Saddam Hussein 1990 im Nachbarland Kuwait einfiel, freute sich Douglas Macgregor. "Saddam Hussein hat mir einen Gefallen getan", sagte er Jahre nach seiner Pensionierung. "Er hat mich vor einer weiteren langweiligen Tour nach Deutschland gerettet." Jetzt wird er wohl doch wieder nach Deutschland geschickt. Oberst a. D. Macgregor soll nach dem Willen von US-Präsident Donald Trump Botschafter in Deutschland werden, wie das Weiße Haus am Montag bekannt gab. Der Senat muss die Entscheidung noch bestätigen. Macgregor gilt als Trump-Fan. Bereits 2019 gehörte er zu dessen Favoriten möglicher Nachfolger für John Bolton als Nationaler Sicherheitsberater.

Macgregor, der sich schon als Kind für Weltkriegsfilme und Panzer interessierte, wuchs in Philadelphia auf, die elfte Klasse verbrachte er in Deutschland. Nach der Schule ging es an die Militärakademie West Point, wo er 1976 seine Ausbildung abschloss. Er machte eine nicht überragende Offizierskarriere, mit Einsätzen in Deutschland und Europa. Im Kosovokrieg war er Planungschef des Oberbefehlshabers der Nato-Streitkräfte.

Seinen großen Moment aber hatte er während "Desert Storm" im Irak 1991. Die Operation war die Reaktion der USA auf den Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait. Macgregor kommandierte zwei Einheiten mit 19 Kampfpanzern, die als erste die Grenze passierten. Im "Battle of 73 Easting" zerstörten er und seine Soldaten in kaum einer halben Stunde ohne eigene Verluste 70 gepanzerte Fahrzeuge der Iraker. Für ihn als Panzerkommandeur seien die endlosen Wüsten "wie ein Paradies" gewesen, sagte er viele Jahre nach seiner Pensionierung. Nach seinem Einsatz im Irak bekam er viele Auszeichnungen und Medaillen, wurde aber nur Kommandeur einer Ausbildungseinheit in den USA. Immer wieder stieß er mit Generälen zusammen. In Wettkämpfen gegen andere Einheiten führte er seine Untergebenen von Trainingssieg zu Trainingssieg - mit unsauberen Methoden, wie ihm vorgeworfen wurde.

1997 erschien sein Buch "Breaking the Phalanx". Darin legte er sein Modell eines von Grund auf reformierten US-Militärs dar, es fand Beachtung, verstärkte aber auch Macgregors Ruf, arrogant und überambitioniert zu sein; er galt als Außenseiter. Als Macgregor 2004 aus dem militärischen Dienst ausschied, war er immer noch Colonel, also Oberst. Er soll verbittert in den Ruhestand gegangen sein.

Als Pensionär gründete Macgregor eine Beratungsfirma und schrieb eine Handvoll weiterer militärtaktischer Bücher. Ansonsten fiel er vor allem als Gastkommentator in rechten Medien wie Fox News auf, wo er sich regelmäßig über die angebliche Abgehobenheit der US-Generäle echauffierte. So dürfte auch Trump auf ihn aufmerksam geworden sein; Macgregor hatte den Präsidenten wiederholt dafür gelobt, Truppen aus Afghanistan und Syrien abziehen zu wollen.

Womöglich in dieser Woche will Trump seine Truppenabzugspläne für Deutschland präsentieren; Macgregor dürfte er auf seiner Seite haben. "Die Deutschen fühlen sich dank uns nicht verpflichtet, sich selbst zu verteidigen", hatte der 2018 auf Fox News gesagt. Auch sonst argumentiert er gern auf Trump-Niveau; spricht über "sozialistische Eliten" und bezeichnet die Nato als "Zombie".

Trump dürfte sich darauf verlassen können, dass Macgregor das Werk von Richard Grenell fortführt. Mit undiplomatischer Kritik an Deutschland hatte der die deutsch-amerikanischen Beziehungen weiter destabilisiert. Als er im Mai das Amt abgab, soll im politischen Berlin überall erleichtertes Aufatmen zu hören gewesen sein. Die Vermutung liegt nahe, dass es ähnliche Reaktionen geben wird, wenn Macgregor eines Tages aus dem Amt ausscheidet. Bis zu seinem Antritt kann allerdings noch Zeit vergehen. Die Pandemie hat auch die Prozesse im Senat stark verlangsamt.

© SZ vom 29.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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