Profil:André Schwämmlein

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(Foto: Reiner Zensen/imago)

Der Flixbus-Gründer will jetzt der Bahn auf der Schiene Konkurrenz machen.

Von Caspar Busse

Nein, mit der Deutschen Bahn sei er in den vergangenen Jahren nur noch sehr selten gereist, sagt André Schwämmlein. Lieber habe er natürlich die grünen Flixbus-Omnibusse benutzt oder, wenn es schnell gehen sollte, auch mal das Flugzeug. Jetzt aber will Schwämmlein, der zusammen mit zwei Partnern 2011 das Start-up Flixbus gegründet hat, die Deutsche Bahn in ihrem Kerngeschäft herausfordern: Ende März soll Flix-Train starten, mit grünen Zügen, zunächst auf der Strecke von Hamburg nach Köln, dann im April von Berlin nach Stuttgart. Das günstigste Ticket wird zehn Euro kosten. Weitere Verbindungen sollen folgen.

Ein Zug würde sich nicht allzu sehr von einem Fernbus unterscheiden, sagt Schwämmlein: "Er fährt schneller und wir müssen mehr Tickets verkaufen." Mit den grünen Omnibussen sind im vergangenen Jahr rund 40 Millionen Passagiere gefahren, haben ihre Reise per App auf dem Smartphone gebucht und unter dem Strich für Gewinn gesorgt. Deshalb glaubt Schwämmlein, dass er mit Flix-Train gegen die Deutsche Bahn, im Fernverkehr ein Monopolist, bestehen kann, obwohl viele, die das bisher versucht haben, aufgeben mussten.

Schwämmlein, 36, sportliche Figur und meistens mit einem Lächeln im Gesicht, stammt aus Nürnberg. Er gibt sich gerne zurückhaltend, ist aber einer der erfolgreichsten Gründer Deutschlands. Flixbus ist in nur wenigen Jahren, auch mit Hilfe von Übernahmen, zum dominierenden Fernbusanbieter im Land geworden, hat ein Quasi-Monopol geschaffen, die Busse fahren inzwischen in ganz Europa auf den Autobahnen. Die Bahn verlor Kunden und musste mit ihren Preisen runtergehen. Jetzt will Flixbus in die USA expandieren.

In der fünften Etage der Zentrale im Münchner Westen sitzt Schwämmlein zusammen mit Jochen Engert und Daniel Krauss in einem Großraumbüro, dort arbeiten und diskutieren sie. Bunte Möbel, Sessel, Tisch-Kicker - es herrscht noch immer Start-up-Atmosphäre. Das Trio, das sich aus Studienzeiten in Erlangen kennt und noch heute gemeinsam die Flixbus-Geschäfte führt, wollte sich schon immer selbständig machen. Die Drei prüften rund 50 Geschäftsideen. Dann las Schwämmlein, ein promovierter Wirtschaftsingenieur, irgendwann in der Zeitung, dass die Bundesregierung den deutschen Fernbusmarkt liberalisieren will. "Wir sind damals vom Skifahren nach Haus gefahren, und ich habe gesagt: Ich habe eine Idee, und die hat mit Bussen zu tun", erzählt Schwämmlein. Damals arbeiteten sie noch bei einer Beratungsfirma, am Wochenende trafen sie sich und feilten an der Geschäftsidee - eine Mobilitätsplattform im Internet.

"Uns war immer klar, dass großer Bedarf an günstiger Mobilität besteht", sagt Schwämmlein. Sie telefonierten Busunternehmer ab, präsentierten ihre Idee und verhandelten. Am 13. Februar 2013 fuhr der erste Flixbus von München nach Erlangen. Heute arbeiten bei dem Start-up 1400 Menschen, dazu kommen rund 7000 Busfahrer, die bei rund 250 unabhängigen Partnerunternehmen angestellt und nicht gerade gut bezahlt sind. Flixbus selbst besitzt nur einen einzigen Bus, der aber nicht eingesetzt wird. Das Unternehmen bietet also eine Online-Plattform, vermittelt die Fahrten und verdient daran. Die eigentliche Arbeit machen andere.

Einen Busführerschein hat Schwämmlein genauso wenig wie ein eigenes Auto. Bei der IHK musste er eine Prüfung als staatlich geprüfter Omnibus-Unternehmer ablegen, um das Unternehmen gründen zu können. Zusammen mit seinen Partnern hält er inzwischen nur noch ein Drittel der Anteile, der Rest liegt bei mehrere Investoren, darunter ist auch der Autobauer Daimler. Die Strategie will er aber mit den beiden anderen Gründern selbst bestimmen. Es gebe noch weitere Pläne, sagt er und fügt an: "Ich habe viele Träume."

© SZ vom 07.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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