Profil:Amy Schumer

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Amy Schumer: Amerikanische Komikerin und überraschendes Pirelli-Kalender-Model. (Foto: Kevork Djansezian/Reuters)

Amerikanische Komikerin und überraschendes Pirelli-Kalender-Model.

Von Susan Vahabzadeh

Seit drei Jahren hat die Komikerin Amy Schumer ihre eigene Fernsehsendung, "Inside Amy Schumer". Obwohl sie mit der Show riesigen Erfolg hat und mit einer ganzen Reihe von Preisen ausgezeichnet worden ist, wird auch im Netz immer wieder heftig darüber debattiert, ob sie denn nun eigentlich so aussieht, wie ein Star aussehen soll. Der Hollywood-Norm entspricht sie nämlich nicht. Dass sich Schumer nun fast nackt von Annie Leibovitz hat fotografieren lassen, nur mit einem Unterhöschen bekleidet, ist ihr Kommentar zu diesen Debatten. Sie hätte sich auch gerade hinsetzen und den Bauch einziehen können. Hat sie aber nicht. Das Foto hat Schumer selbst auf ihrem Instagram-Account veröffentlicht. "Schön, widerlich, stark, dünn, dick, hübsch, hässlich, ekelhaft, vollkommen, Frau. Danke, Annie Leibovitz!", steht drunter.

Dreizehn Frauen hat Annie Leibovitz fotografiert, nicht fürs Internet, sondern für den Pirelli-Kalender 2016. Sie hat ihn damit, das war ihr Auftrag, neu erfunden. Ein Vierteljahrhundert lang war der Kalender für seine aufwendigen Aktfotos von Models berühmt; diesmal sind es Bilder von Frauen, die anders für Aufsehen gesorgt haben, die Musikerin Patti Smith beispielsweise und Yoko Ono. Und die Komikerin Schumer, die einer neuen Generation von Comedy-Frauen angehört, die versuchen, den Feminismus mit Humor zu kapern. Das gibt es eigentlich schon sehr lange - nur ist es Amy Schumer damit tatsächlich gelungen, im Mainstream anzukommen, bis auf die Time-Liste der hundert einflussreichsten Menschen hat sie es in diesem Jahr geschafft.

Passt es dazu, in Unterwäsche zu posieren? Nur sie und die sehr muskulöse Tennisspielerin Serena Williams sind auf den Kalender-Fotos nicht vollständig bekleidet. Schumer gibt das Dezember-Girl, sie schaut ein wenig verwirrt drein. In einem Sketch aus "Inside Amy Schumer" geht es um Nacktfotos. Da fragt sie Frauen auf der Straße, ob sie Nacktfotos von sich verschicken, und witzelt, wenn sie das tue, sei der Adressat das Opfer. Sie sagt das nicht wie ein Mädchen, das vor dem Spiegel gleich in Tränen ausbrechen wird, weil sie ihren Hüftspeck nicht sehen kann. Nein, sie klingt dabei irgendwie bedrohlich.

Schumer wurde 1981 in New York geboren, sie lebte erst auf der Upper West Side in Manhattan, bis das Möbelgeschäft ihrer Eltern Pleite machte. Später zog sie mit der Mutter nach Long Island. Nach dem College absolvierte sie eine Schauspielausbildung, fing dann aber bald damit an, als Stand-up-Comedienne auf der Bühne aufzutreten. In den Sketchen für "Inside Amy Schumer" hat sie manchmal eine schlagfertige Antwort parat - und manchmal inszeniert sie sich selbst als Nervensäge oder als Opfer der eigenen Schwächen.

Einmal sitzt sie dabei auf einem Sofa und schickt SMS an einen Mann, den sie mag. Immer wieder setzt sie an, zu schreiben, was sie wirklich denkt; dass sie beispielsweise einsam ist. Und dann werden es doch nur jene anzüglichen Nachrichten, die er gerne haben will. "Ich mag keine Sachen, die auf Beobachtung beruhen", sagt Schumer, "ich fasse gerne die Dinge an, über die sonst keiner reden möchte, das Düsterste, Ernsthafteste über einen selbst. Ich rede über das Leben und Sex und persönliche Geschichten, die jeder verstehen kann - oder auch nicht."

Im Sommer lief in Deutschland "Dating Queen", ihr erster großer Kino-Auftritt. Der Produzent Judd Apatow, der auch schon Komödien wie "Brautalarm" gemacht hat, gab den Film bei ihr in Auftrag, nachdem er ein Interview mit ihr im Radio gehört hatte. Das Drehbuch hat sie selbst geschrieben, es geht um eine chaotische New Yorkerin, die nicht an die Monogamie glauben mag, sich dann aber verliebt. Dauernd passieren ihr Dinge, die eigentlich als peinlich gelten - der Film sei, sagt Schumer ohne jede Angst, "zu 48 Prozent biografisch". Peinlichkeiten gibt es eben nicht für sie. Wer sich zu schnell schämt, lässt sich auch leicht unterdrücken.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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