Profil:Almila Bağriaçık

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(Foto: Britta Pedersen/dpa)

Die neue Partnerin von Ermittler Axel Milberg im Kieler "Tatort".

Von Karoline Meta Beisel

Wenn Almila Bağriaçık von dieser Woche an für den Kieler "Tatort" vor der Kamera steht, ist es fast, als würde sie den Job von ihrer großen Schwester übernehmen. Ihre allererste Rolle spielte die heute 26-Jährige vor sieben Jahren neben Sibel Kekilli, die sie nun ablösen wird: als Schwester der Hauptfigur im hochgelobten Kinodrama "Die Fremde" über einen sogenannten Ehrenmord.

Eigentlich wollte Bağriaçık Diplomatin werden, außer Türkisch und Deutsch spricht sie auch Englisch, Französisch und Spanisch. Das mit der Schauspielerei kam eher zufällig dazwischen. Bei einem Konzert im Kreuzberger Club SO36 lud sie ein Fotograf zu einem Casting ein. Dass sie nun den "Tatort" ergattert hat, einen der prestigeträchtigsten Jobs, den das deutsche Fernsehen zu vergeben hat, dürfte hingegen kein Zufall gewesen sein: Bağriaçık, die als Tochter eines türkischen Journalistenpaars mit fünf Jahren aus Ankara nach Deutschland kam, hat ein Gespür für gute Rollen.

Einem größeren Publikum bekannt wurde sie Anfang des vergangenen Jahres, als sie in dem Dreiteiler "Mitten in Deutschland: NSU" (dem Film über die Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds) die Hauptrolle übernahm. "Eine große Ehre", wie Bağriaçık später sagte. Darin spielte sie Semiya Şimşek, die 14 war, als ihr Vater, der Blumenhändler Enver Şimşek, ermordet wurde, und 25, als herauskam, wer dahintersteckte. Also spielte auch Bağriaçık im Film erst einen aufsässigen Teenie und später eine beharrlich nach der Wahrheit suchende Erwachsene, so überzeugend, dass sie dafür mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde.

Offenbar hat Bağriaçık ihren Platz gefunden - mit Rollen, für die ihre Herkunft mehr ist als nur Hintergrundgeplänkel. In diesem Jahr spielte Bağriaçık, die früher selbst mal Boxunterricht genommen hat, die rabiate Polizistin Jale Cengiz in der Krimireihe "Kommissar Pascha"; und in der Serie "4 Blocks" des Pay-TV-Senders TNT über einen Neuköllner Mafiaclan verkörperte sie Amara, die Schwester der männlichen Hauptfiguren. Dass sie darin ein Kopftuch tragen sollte, fand Bağriaçık nicht gleich überzeugend. Sodann aber habe sie sich ertappt, dass sie selbst auch manchmal in "Schablonen denke und Vorurteile habe": Schließlich trage Amara das Kopftuch mit Stolz, und nicht, weil sie unterdrückt wird.

Im Kieler "Tatort" wird sie neben Axel Milberg nun eine Ermittlerin namens Mila Sahin spielen, eine Frau also, die ihre Herkunft im Namen mit sich trägt. Bemerkenswert, hatte es doch 2010, als Sibel Kekilli dort begann, noch viel Lob für die Entscheidung des NDR gegeben, deren Figur den deutschen Namen "Sarah Brandt" zu geben. Noch berühmter als in Deutschland ist Bağriaçık übrigens in der Türkei. Dort kennt man sie aus der Familienserie "Hayat Şarkısı", in der sie eine Deutsche spielt. Irgendwie hat das mit der Diplomatie also doch geklappt.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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