Profil:Ahok

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Gouverneur von Jakarta, Christ, Chinese - und Feind der Radikalen. (Foto: Alamy/Mauritius Images)

Gouverneur von Jakarta, Christ, Chinese - und Feind der Radikalen.

Von Arne Perras

Er hat manchmal eine barsche Art, doch vor allem junge Leute in Jakarta wissen, was sie an Ahok haben. Ihr Bürgermeister packt an, und das ist alles, was sie wollen. Jahrzehntelang hat Indonesiens Metropole unter miserablem Management gelitten. Nun ist das anders. Die Stadt kann eigentlich froh sein, dass sie einen Mann hat wie Basuki Tjahaja Purnama, genannt Ahok. Doch von Respekt für den Macher ist dieser Tage gar nichts zu spüren. Die Fans des 50-Jährigen ducken sich weg. Und islamische Eiferer laufen Sturm. Sie behaupten, der Gouverneur habe den Koran beleidigt, was Massenproteste provozierte, die in Gewalt und Chaos mündeten.

Religiöse Hardliner führen die Bewegung an, sie wollen einen Mann zu Fall bringen, der gleich doppelt zur Minderheit gehört: Er ist Christ und hat chinesische Wurzeln, das macht ihn verwundbar in einem überwiegend von Muslimen bevölkerten Land, in dem Radikale die Toleranz attackieren. Sie riefen sogar zur Ermordung Ahoks auf. Wenn ihn kein Gericht verurteile, "dann werden wir ihn mit Kugeln bestrafen", hetzten Feinde im Internet.

Die Jagd hat eine Krise ausgelöst, die von Präsident Joko Widodo immerhin als so bedrohlich eingestuft wurde, dass er eine Reise nach Australien verschob. Es geht um nicht weniger als die Seele des asiatischen Vielvölkerstaats. Wird das Land seinen Pluralismus bewahren können? Oder gelingt es Feinden der offenen Gesellschaft, so viel Gift zu sprühen, dass einer wie Ahok sich nicht mehr hinaustrauen kann, geschweige denn in der Lage wäre, politische Positionen zu besetzen? Immer wieder hat es Pogrome gegen Indonesier mit chinesischen Wurzeln gegeben, ihr ökonomischer Erfolg schürt Neid, so geraten sie oft zum Sündenbock.

Ahok, der sich nie einschüchtern ließ, studierte Ingenieurswesen und Management, er verdiente sein Geld als Geschäftsmann, bevor er in die Politik wechselte. Zunächst stand er als Vize dem früheren Gouverneur Widodo in Jakarta zur Seite, das Gespann galt als beliebt, weil es sich absetzte vom korrupten Establishment. Als Widodo zum Präsidenten gewählt wurde, rückte Ahok als Gouverneur der Stadt nach.

Nun will er Wahlen im Februar gewinnen, um weiterzuregieren, doch seine Gegner ziehen die religiöse Karte. Eine Bemerkung Ahoks kam ihnen wie gerufen: Zu ein paar Fischern sagte er beiläufig, sie sollten sich nicht von jenen leiten lassen, die den Koran zitierten, um seine Wahl zu verhindern. Er bezog sich auf eine Passage, die Muslime ermahnt, sich keine Christen oder Juden als Patron zu suchen.

Seither rufen seine Gegner, er müsse wegen Blasphemie bestraft werden. Die Attacke ist politisch motiviert, doch scheint sie in fromm-konservativen Kreisen Eindruck zu hinterlassen, zumal das Gesetz vorsieht, Gotteslästerung als Straftat zu ahnen. So wird ein fähiger Bürgermeister zum Gejagten, obgleich die großen muslimischen Verbände von Protesten abgeraten hatten.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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