Proteste in islamischer Welt:Mehrere Tote bei Ausschreitungen in Pakistan

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Ein US-Werbespot gegen Gewalt zeigt offenbar wenig Wirkung: Bei Protesten gegen den islamfeindlichen Mohammed-Film sind in Pakistan mehrere Menschen ums Leben gekommen.

Bei Protesten gegen das islamfeindliche Mohammed-Video ist in der pakistanischen Stadt Peshawar erneut Gewalt ausgebrochen. Zwei Menschen kamen ums Leben. Einer soll der Fahrer eines Fernsehteams gewesen sein, hieß es in pakistanischen Medien. Der Zweite sei ein Polizist, der bei Straßenschlachten in Karachi ums Leben kam. Dort hätten Demonstranten versucht, zum US-Konsulat zu marschieren. Dabei kam es zur gewalttätigen Auseinandersetzung mit der Polizei. Um weitere Ausschreitungen zu vermeiden und die Kontrolle zu behalten, riegelt die pakistanische Polizei nun die Hauptstadt Islamabad vollständig ab.

Mohammed-Schmähungen und muslimische Proteste
:Geschichte einer Provokation

Egal ob Mohammed-Video, islam-kritische Karikaturen, Koran-Verbrennungen oder andere Religionskritik: Auf Provokationen reagieren Teile der islamischen Welt äußerst empfindlich. Ein Rückblick auf die Proteste seit 2004.

Die Sicherheitskräfte würden die Einfallstraßen in die Stadt nach den Freitagsgebeten sperren, berichtet der staatliche Sender Radio Pakistan. Premierminister Raja Pervez Ashraf hatte den Freitag zum landesweiten Feiertag zu Ehren des Propheten Mohammed erklärt. Zahlreiche politische und religiöse Gruppen hatten daraufhin zu Protesten nach den Freitagsgebeten aufgerufen. Auslöser für die seit Tagen anhaltenden Proteste in islamischen Ländern ist ein muslimfeindliches Video, das in den USA produziert wurde.

USA bemühen sich um Deeskalation

Barack Obama bemüht sich nun um Deeskalation und begegnet den verletzten Gefühlen mit einem Fernsehspot.

Für den kurzen Film habe der amerikanische Staat 70.000 Dollar (etwa 54.000 Euro) für Werbeplätze in sieben pakistanischen TV-Sendern ausgegeben, sagte die amerikanische Außenamtssprecherin, Victoria Nuland. In einer halben Minute distanziere sich die Regierung der USA darin von dem islamfeindlichen Film.

Im Spot seien kurze Ausschnitte zusammengestellt worden, in denen US-Präsident Barack Obama und US-Außenministerin Hilary Clinton das Schmähvideo verurteilen und die amerikanische Toleranz gegenüber allen Religionen betonen. Die Verbreitung der Werbespots sei "das beste Mittel", um so viele Menschen wie möglich in Pakistan zu erreichen, sagte Nuland. Die pakistanischen Fernsehsender würden bis zu 90 Millionen Zuschauer erreichen. In anderen Ländern laufe der Spot allerdings nicht, sagte Nuland.

Imagekampagne im Ausland, aggressive Plakataktion im Inland

Während sich die USA im Ausland darum bemühen, als tolerantes Land wahrgenommen zu werden, startet im Inland eine Plakataktion, die diesen Anstrengungen zuwiderläuft: Die konservative Bloggerin Pamela Geller will in New Yorker U-Bahnstationen Plakate aufhängen, die Muslime als unzivilisierte Wilde darstellen. Für die Aktion erhielt sie eine gerichtliche Erlaubnis. Die New Yorker Verkehrsbehörde hatte die Plakate als erniedrigend abgelehnt.

Auf den Plakaten heißt es: "Unterstützt im Krieg zwischen dem zivilisierten Menschen und dem Wilden den zivilisierten. Unterstützt Israel, schlagt den Dschihad." Die Plakate sind auch auf Bussen in San Fransicso abgebildet.

Geller schreibt Bücher gegen die "Islamisierung Amerikas" und vertritt ihre Meinung auch in ihrem Blog öffentlich. Sie kämpfte außerdem gegen den Bau eines islamisches Zentrums in der Nähe von Ground Zero, dem Standort des bei den Anschlägen vom 11. September 2001 zerstörten World Trade Centers. Sie sagte, sie habe nicht die Sorge, dass die Plakate gewalttätige Proteste im Nahen und Mittleren Osten anfachen. Vertreter muslimischer Organisationen bezeichneten die Aktion als Hetzkampagne.

Erneute Eskalation in islamischen Ländern befürchtet

Einige europäische Länder und die USA befürchten eine erneute Eskalation der Gewalt in muslimischen Ländern: Vor den Freitagsgebeten haben Deutschland und Frankreich aus Furcht vor Racheakten wegen des antiislamischen Videos und neuer Mohammed-Karikaturen ihre Botschaften in Alarmbereitschaft versetzt.

Es sei nicht auszuschließen, dass zusätzlich zu den am islamischen Feiertag ohnehin geschlossenen Botschaften weitere deutsche Vertretungen geschlossen blieben, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle.

Die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum war am vergangenen Freitag von einem wütenden Mob angegriffen und in Brand gesetzt worden. Bei den weltweiten Protesten gegen den Mohammed-Schmähfilm sind seit vergangener Woche mehrere Menschen ums Leben gekommen.

© Süddeutsche.de/dapd/Reuters/AFP/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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