Ausnahmezustand in Ecuador:"Töten sie mich, wenn Sie den Mut dazu haben"

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In Ecuador meutern Sicherheitskräfte. Präsident Correa, der ihnen ans Gehalt wollte, wird dabei angeblich verletzt. Er verhängt den Ausnahmezustand.

Angesichts einer Meuterei Tausender Polizisten hat der ecuadorianische Präsident Rafael Correa am Donnerstag den Ausnahmezustand über sein Land verhängt. Er soll zunächst für eine Woche gelten. Damit wurde dem Militär die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung übertragen, teilte das Präsidentenamt in Quito mit. Correa, der nach einer Rangelei mit demonstrierenden Polizisten in ein Krankenhaus gebracht wurde, sprach von einem Umsturzversuch und beschuldigte die Opposition, dazu beigetragen zu haben. Das Militär des südamerikanischen Landes stellte sich hinter den linksgerichteten Staatschef, der auch in der Bevölkerung über großen Rückhalt verfügt.

Ecuadors Präsident Rafael Correa auf einer Krücke vor seinem Amtssitz. Er musste flüchten und eine Gasmaske tragen, weil Tränengas versprüht wurde. (Foto: REUTERS)

Unterdessen äußerten sich die Nachbarländer Kolumbien, Peru und Venezuela aber auch Argentinien und Chile besorgt über die Entwicklung in Ecuador. Peru schloss die Grenze zum Nachbarn, die kolumbianische Regierung betonte, sie erkenne nur die Regierung von Correa an. Der chilenische Präsident Sebastián Piñera forderte nach einem Telefonat mit Correa eine Sondersitzung des südamerikanischen Staatenbundes Unasur. Auch der Präsident des Unasur, der frühere argentinische Präsident Néstor Kirchner, sagte Correa Unterstützung zu.

In der ecuadorianischen Hauptstadt Quito spielten sich chaotische Szenen ab: Soldaten besetzten den internationalen Flughafen. An anderer Stelle verbrannten Polizisten aus Protest gegen die geplante Kürzung von Boni Autoreifen. Aus Quito und der zweitgrößten Stadt Guayaquil meldeten Augenzeugen Plünderungen. Arbeiter und Schulkinder wurden wegen der Unruhen nach Hause geschickt. Der sichtlich aufgewühlte Correa forderte die meuternden Polizisten heraus: "Meine Herren, wenn Sie den Präsidenten töten wollen, hier ist er", rief er von einem Balkon aus. "Töten Sie mich, wenn Sie wollen. Töten sie mich, wenn Sie den Mut dazu haben."

Kurz darauf erklärte Correa, von Demonstranten angegriffen worden zu sein und medizinische Hilfe benötigt zu haben. "Sie haben Tränengasgranaten nach uns geworfen. Eine explodierte neben meinem Kopf. Für einige Sekunden, wahrscheinlich Minuten, waren meine Frau und ich benommen."

Der in den USA ausgebildete Staatschef wurde 2006 zum Präsidenten des lateinamerikanischen Opec-Staates gewählt. Das Land mit seinen 14 Millionen Einwohnern hat eine lange Tradition sozialer Unruhen. Im Jahrzehnt vor der Wahl Correas wurden drei Präsidenten durch Massenproteste gestürzt.

Correa hat es zudem mit Widerstand in seiner eigenen linksgerichteten Partei gegen Pläne zu tun, den Staatsapparat zu verkleinern. Der Präsident erwägt deshalb die Auflösung des Parlaments, um bis zu dessen Neuwahl per Notverordnung regieren zu können. Armeechef Ernesto Gonzalez versicherte Correa der Loyalität der Streitkräfte. "Wir sind ein Rechtsstaat. Wir stehen loyal zum Präsidenten." Außenminister Ricardo Patino zeigte sich bemüht, das Ausmaß der Unruhen herunterzuspielen. "Das ist kein Volksaufstand, das ist eine Revolte schlecht informierter Polizisten."

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