Polizeigewalt in Ägypten:Kulturminister tritt aus Protest zurück

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Proteste gegen die Regierung Mursis: In Kairo und anderen Städten Ägyptens demonstrieren die Menschen auf den Straßen. (Foto: dpa)

Der ägyptische Kulturminister Mohammed Saber Arab ist aus Protest gegen Polizeiwillkür in seinem Land zurückgetreten. Medienberichten zufolge reagiere Arab auf ein Video, das die Misshandlung eines Demonstranten öffentlich machte.

Das Video zeigte einen älteren Mann in der Nähe des Präsidentenpalasts in Kairo. Polizisten schlugen mit Knüppeln auf ihn ein, rissen ihm die Kleider vom Leib und schleiften ihn nackt zu einem Transporter. Ganz Ägypten empörte sich über die Aufnahmen.

Nun ist der ägyptische Kulturminister Mohammed Saber Arab aus Protest gegen die Polizeiwillkür in seinem Land zurückgetreten. Amtliche Medien berichteten am Montag, der Rücktritt sei die Reaktion auf die Misshandlung des 50-jährigen Arbeiters auf dem Video.

Erst kurz zuvor war ein anderer Fall von Polizeigewalt bekannt geworden. Wie die oppositionelle Partei Volksströmung mitteilte, sei ihr Mitglied Mohammed al-Guindi am Montag "infolge von Folter" durch die Polizei gestorben. Das Gesundheitsministerium bestätigte den Tod des 28-jährigen Mannes. Er war Ende Januar verschwunden, nachdem er an einer Demonstration gegen die Regierung teilgenommen hatte. Nach Angaben seiner Mutter berichteten später Oppositionelle, die zusammen mit al-Guindi festgenommen wurden, dass der Mann in ein Polizeilager gebracht und gefoltert worden sei.

Straßenschlachten nach Beerdigung

Nach dem Begräbnis des jungen Aktivisten, an dem Angehörige, Nachbarn und Tausende Gegner der islamistischen Regierung teilnahmen, kam es zu Ausschreitungen. Demonstranten griffen in der nordägyptischen Stadt Tanta mehrere öffentliche Gebäude an. Angaben aus Sicherheitskreisen zufolge flogen Steine und Brandbomben. Die Polizei setzte Tränengas ein und schoss in die Luft, um die Demonstranten zu vertreiben, die in der Nacht zum Dienstag unter anderem eine Polizeistation und das Gouverneursgebäude angriffen. Ein Demonstrant sei von einem Projektil getroffen und verletzt worden, hieß es.

USA zeigen sich "extrem besorgt"

Das US-Außenministerium äußerte sich "extrem besorgt" über die Berichte. Sprecherin Victoria Nuland rief die ägyptische Regierung auf, alle Vorwürfe sorgfältig zu prüfen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Präsident Mohammed Mursi teilte auf Facebook mit, er habe den Generalstaatsanwalt mit der Untersuchung von al-Guindis Tod beauftragt. Eine Rückkehr zu den Menschenrechtsverstößen aus der Zeit des vor zwei Jahren gestürzten Machthabers Husni Mubarak dürfe es nicht geben.

© Süddeutsche.de/afp/dpa/dgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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