Philippinen:Gewagter Rauswurf

Präsident Duterte fordert den Abzug der US-Soldaten.

Von Tobias Matern

Dies ist eine Aussage mit Sprengkraft. Nur ein paar Hundert amerikanische Soldaten sind im Süden der Philippinen stationiert, sie trainieren die einheimischen Streitkräfte im Anti-Terror-Kampf. Aber Haudrauf-Präsident Rodrigo Duterte fordert nun vehement, dass die Amerikaner abziehen.

Es geht ihm um zweierlei: um den Nationalstolz seiner Landsleute, denn Duterte hat zum Leitmotiv erklärt, dass die Philippinen keine Marionette der früheren Kolonialmacht USA sein wollen. Aber es geht ihm auch um eine persönliche Fehde. Nach dem Streit mit Barack Obama über seinen gnadenlos geführten Krieg gegen Drogenhändler, der Tausende Menschen das Leben gekostet hat, sucht der philippinische Machthaber erneut die Konfrontation mit Washington. Der US-Präsident hatte zu einem rechtsstaatlichen Umgang mit den Kriminellen gemahnt, Duterte beschimpfte daraufhin Obama öffentlich.

Eigentlich können die Philippinen zumindest eine kleine amerikanische Militärpräsenz im Land gut gebrauchen. Im Streit mit dem übermächtigen Peking um das Südchinesische Meer ist Manila auf Washington als engen Partner angewiesen. Das scheint Duterte zu vergessen. Er fühlt sich von Obama getroffen - und schießt zurück. Dutertes neue Offensive gegen die USA zeigt, dass er sich in seiner Politik von persönlicher Befindlichkeit leiten lässt. Dafür stellt er sogar strategische Interessen seines Landes hintan.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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