Philippinen:Ende einer Jagd

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Die Armee des südostasiatischen Landes meldet den Tod zweier Anführer des Terrornetzwerks Abu Sajaf: Diese seien am Montag bei einem Feuergefecht ums Leben gekommen.

Von Tobias Matern, München

Eigentlich, so sagte es der Armeechef nach der Mission, wollten sie ihn ja lebendig fassen. Aber dann habe sich der Islamist nicht ergeben, sondern gewehrt. Und daher sei Isnilon Hapilon, einer der Führungsfiguren des philippinischen Terrornetzwerks, das dem sogenannten Islamischen Staat (IS) nahesteht, bei einem Feuergefecht mit dem Militär am Montag in der Stadt Marawi gestorben.

So beschrieb General Eduardo Año am Montag vor Journalisten die Jagd auf einen der meist gesuchten Terroristen Asiens. Fünf Millionen Dollar Kopfgeld hatte die amerikanische Regierung auf Hapilon ausgesetzt.

Hapilon war Anführer der Extremistengruppe Abu Sajaf, die im Westen vor allem für Geiselnahmen und brutale Morde bekannt ist und die ein islamistisches Kalifat errichten wollen. Zuletzt war Hapilon Chef mehrerer Extremistengruppen, die sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen haben. Unter den insgesamt neun Toten, die in dem Feuergefecht am Montag ums Leben kamen, war den Angaben zufolge auch Omarkhayam Maute, ein weiterer Anführer des Terrornetzwerks.

Die Aufständischen konnten in den vergangenen Monaten ihren Einfluss in dem südostasiatischen Land deutlich ausweiten. Im Mai hatten sie begonnen, die Stadt Marawi, in der etwa 200 000 Menschen leben, zu belagern. Marawi ist Teil der muslimisch geprägten Insel Mindanao. Unmittelbar nach Beginn der Kämpfe verhängte Präsident Rodrigo Duterte das Kriegsrecht über die gesamte Region. Ursprünglich sollte dieses für zwei Monate gelten, wurde vom Kongress aber bis zum Jahresende verlängert. Zehntausende Menschen sind aus der Region wegen der anhaltenden Kämpfe geflohen.

Nach Angaben der philippinischen Regierung waren seit Mai in den Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Aufständischen mindestens 1000 Menschen gestorben. Noch haben die Aufständischen einen Teil der Stadt unter ihrer Kontrolle, aber sollte die Darstellung der Regierung zutreffen, dass Hapilon gestorben ist, wäre das ein schwerer Rückschlag für das Terrornetzwerk. Die Regierung kündigte an, Hapilons und Mautes Körper nun DNA-Tests zu unterziehen, um ihren Tod zweifelsfrei zu belegen.

Die philippinische Armee will in den kommenden Tagen auch das letzte belagerte Viertel von Marawi zurückerobern. Verteidigungsminister Delfin Lorenzana sagte am Montag, er sei sicher, dass das Militär die Kämpfer des IS ausschalten oder festnehmen werde. Und er versprach, die Regierung werde dafür sorgen, dass sich die Ansichten der Extremisten nicht weiter verbreiten. Dafür habe man bereits mit den muslimischen Anführern gesprochen, um auch in den Religionsschulen der vom IS vertretenen "ausländischen Ideologie entgegenzusteuern".

Die philippinische Presse teilt diesen Optimismus nicht. Der Phillippine Daily Inquirer hatte vor einigen Tagen kommentiert, auch wenn die Kämpfe in Marawi vor einem Ende stünden, werde der Einfluss der Extremisten nicht nur die Insel Mindanao, sondern das ganze Land noch für eine lange Zeit "verfolgen".

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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