Pflegeversicherung:Keine Zeit für Streit

Die meisten Menschen werden irgendwann pflege­bedürftig, und das wird meist teuer. Darf die Lebens­qualität im Alter allein eine Frage des persönlich­en Wohlstands sein? Die Bundesre­gierung muss das System nachhaltig reformieren. Und zwar jetzt.

Von Kristiana Ludwig

Im vergangenen Wahlkampf sprachen die Parteien beim Thema Gesundheit vor allem über den Unterschied zwischen Privatversicherten und Kassenpatienten. Damals ging es um die Ungerechtigkeiten des Alltags, um ungleiche Wartezeiten beim Arzt oder auf Klinikbetten. Jetzt ist diese Gerechtigkeitsfrage zurück, aber mit einer viel größeren sozialen Bedeutung: Es geht um das Leben im Alter.

Die meisten Menschen werden irgendwann pflegebedürftig, und meist wird es teuer. Schon jetzt kostet ein Zimmer im Pflegeheim etwa 2000 Euro im Monat, Tendenz steigend. Viele Betroffene verkaufen dafür erst Haus und Auto und gehen anschließend zum Sozialamt. Denn anders als die Krankenversicherung zahlt die Pflegekasse nur einen Teil der Kosten. Die Versorgung im Alter wird so zu einer Frage des Geldes. Das ist nicht gerecht.

So fordert die SPD jetzt wieder eine Bürgerversicherung, diesmal für die Pflege. Privatversicherungen werben dagegen für Zusatzpolicen, am besten staatlich bezuschusst. Doch dieses Mal ist keine Zeit, diesen Streit in eine Kommission auszulagern und auf eine Zukunft nach der nächsten Wahl zu verschieben. Die Bundesregierung muss das System jetzt nachhaltig reformieren und steigende Kosten auf viele Schultern verteilen. Sonst trifft es am Ende diejenigen am härtesten, die am wenigsten haben.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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