Peter Sodann:In der Rolle des Chancenlosen

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Peter Sodann kandidiert für die Linke und fällt bestenfalls durch Schnoddrigkeit auf

Daniel Brössler

Ganz umsonst will auch Peter Sodann nicht kandidiert haben. "Wenn einer wie Ackermann sagt, also wenn der Sodann Bundespräsident wird, dann kann man's ja mit der Angst kriegen - wenn der das sagt, dann habe ich schon was erreicht", brüstete sich Sodann dieser Tage in der Zeitung Neues Deutschland, dem Hausblatt der Linkspartei, die den Schauspieler ins Rennen geschickt hat.

Aus Mangel an Alternativen: Der ostdeutsche Tatort-Schauspieler Peter Sodann wurde von der Linkspartei als Kandidat für die Präsidentschaft nominiert. (Foto: Foto: dpa)

Ganz zu Beginn seiner Kandidatur hatte der frühere Tatort-Darsteller getagträumt, dass er als "Polizeikommissar von Deutschland" gerne den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, verhaften würde. "Diesen Satz, von dem so viele meinten, er sei mir aus Versehen und unüberlegter Poltrigkeit passiert, den wiederhole ich gern", beharrt Sodann nun. Kein Wunder. Es ist der Satz, der von der Präsidentschaftskandidatur des Peter Sodann am ehesten in Erinnerung bleiben wird.

Es ist nicht so, dass Sodann die Erwartungen der Linkspartei nicht erfüllt hätte. Im Gegenteil. Zumindest der ostdeutsche Teil der Parteispitze kannte den Mann aus Halle gut genug, um zu wissen, wie er die Rolle des Präsidentschaftskandidaten anlegen würde. Die Wahl fiel auf Sodann aus Mangel an Alternativen.

Einen Philosophen vom Schlage eines Habermas hatte sich Parteichef Oskar Lafontaine gewünscht, nach einer Frau riefen weibliche Mitglieder des Parteivorstands. Angesehene Persönlichkeiten standen indes nicht eben Schlange, um im Dienste der Linkspartei in eine von vornherein verlorene Schlacht zu ziehen. Auf einen eigenen Bewerber zu verzichten aber zog Parteichef Lafontaine nicht mehr in Betracht, nachdem die SPD-Kandidatin Gesine Schwan ihn als Demagogen beleidigt hatte.

Für Sodann sprach aus Sicht der Parteiführung seine Geschichte: Wegen "konterrevolutionären" Kabaretts in den sechziger Jahren in der DDR eingekerkert, hielt sie ihn für einen vielleicht nicht eloquenten, aber doch glaubwürdigen Repräsentanten der linken Sache. Bei seiner offiziellen Vorstellung durch Lafontaine und Gysi begründete Sodann seine Kandidatur dann damit, er könne eben schlecht Nein sagen.

Fortan machte Sodann mehr durch schnoddrige Bemerkungen denn durch programmatische Erklärungen von sich reden - und erntete schlechte Presse. Ihr Kandidat werde "niedergeschrieben", beklagten sich die Linken, obwohl sie mit ihrem Kandidaten auch selbst nur noch wenig anzufangen wussten. Über den Tag nach der Wahl sagt Sodann: "Ich weiß nur, dass die Häme vorbei sein wird und sich alle freuen, dass ich nicht Präsident werde."

© SZ vom 23.05.2009/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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