Messerangriff in Polizeipräfektur:Ermittler finden IS-Propaganda in Wohnung des Pariser Attentäters

Lesezeit: 1 Min.

Der Eingang der Pariser Polizeipräfektur. Am Donnerstag hat ein Mitarbeiter hier vier Kollegen mit einem Messer getötet, bevor er selbst getötet wurde. (Foto: dpa)
  • Bei der Duchsuchung sollen auf USB-Sticks auch die Daten Dutzender Arbeitskollegen des Angreifers gefunden worden sein.
  • Der Mann hatte den Ermittlern zufolge Kontakt zu mutmaßlichen Salafisten.
  • Frankreichs Innenminister Christophe Castaner gerät durch den Fall zunehmend unter Druck.

Der Attentäter, der in der vergangenen Woche vier Polizisten in Paris getötet hat, könnte seine Tat möglicherweise seit Längerem geplant haben. Wie der Sender France 2 und Le Parisien unter Berufung auf eine Polizeiquelle übereinstimmend berichten, wurden in der Wohnung des 45-Jährigen USB-Speichersticks mit Daten Dutzender Arbeitskollegen und mit Propaganda der Terrormiliz Islamischer Staat gefunden. Bislang ist allerdings unklar, ob der Täter, der selbst Mitarbeiter der Polizei war, diese Daten aus Dienstgründen besaß.

Der Mann hatte am Donnerstag vier Kollegen getötet, bevor er selbst erschossen wurde. Als Informatiker hatte er in einer Abteilung des Polizeihauptquartiers gearbeitet hatte, wo es auch um Terrorabwehr ging.

Der französische Chefermittler Jean-François Ricard hatte bereits am Wochenende erklärt, dass der zum Islam konvertierte Angreifer Kontakt zu mutmaßlichen Salafisten gehabt habe und Anhänger einer radikalen Auslegung des Islams gewesen sei. Er solle sich zustimmend zu dem islamistischen Mordanschlag auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo geäußert haben.

Innenminister weist Rücktrittsforderungen zurück

Frankreichs Innenminister Christophe Castaner gerät damit immer mehr unter Rechtfertigungsdruck. Er hatte kurz nach der Tat am Donnerstag noch erklärt, der Täter sei zuvor nicht auffällig gewesen. Mittlerweile wird ihm vorgeworfen, Anzeichen einer Radikalisierung des Messerangreifers unter Verschluss gehalten zu haben. Oppositionspolitiker fordern seinen Rücktritt.

In der Akte des Täters habe es aber keinerlei Hinweise gegeben, hatte er am Montag erklärt. Er gestand zwar Fehler ein, wies Rücktrittsforderungen aber zurück. Am heutigen Dienstag muss der Minister vor einer Delegation des Parlaments Rede und Antwort stehen. Am Donnerstag steht eine Erklärung vor dem Rechtsausschuss des Senats an.

Derweil trauert Paris um die Opfer des Angriffs. Präsident Emmanuel Macron will am Vormittag der getöteten Polizisten gedenken. Bei der Polizeipräfektur auf der Seine-Insel Île de la Cité soll es eine Trauerfeier geben.

© SZ.de/dpa/aner - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Messerattacke auf Pariser Polizei
:Sieben tödliche Minuten

Um 12.53 Uhr am Donnerstag verlässt der Polizeimitarbeiter Mickaël H. sein Büro. Er greift Kollegen mit einem Messer an, verletzt vier von ihnen tödlich. Um 13 Uhr wird er erschossen. Zwei Tage später nennen die Ermittler nun auch Details zum möglichen Motiv.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: