Paradise Papers:Geld oder Regeln

Handelsminister Ross schreibt sich die Regeln selbst, die er befolgt.

Von Stefan Kornelius

In Donald Trumps Kabinett der Militärs und Milliardäre sind es die Leute mit dem dicken Geldbeutel, die in den Strudel der Interessen geraten. Während die früheren Uniformträger vollauf damit beschäftigt sind, den Präsidenten vor sich selbst zu schützen, offenbart sich bei den Inhabern des 35-Milliarden-Dollar-Portfolios im Kabinett eine Nonchalance im Umgang mit Macht und Geld. Das ist nicht verwunderlich: Der Präsident selbst ist es ja, der bei der Trennung von Amt und Interessen mit nicht zu überbietender Wurstigkeit als schlechtes Vorbild fungiert.

Handelsminister Wilbur Ross setzt dieser Arroganz nun die Krone auf, wenn er zur Verteidigung seiner verschleierten Beteiligung an einer Reederei vorträgt, dass die inkriminierte Firma ja nicht selbst auf der russischen Sanktionsliste stehe und er allemal kein Interesse an Schiffsbewegungen habe.

Darum geht es nicht. Es geht um politische Tugenden, die klare Trennung von politischer Macht und finanzieller Begehrlichkeit. Es ist nicht unüblich in den USA, dass Persönlichkeiten mit großem Vermögen auch politische Verantwortung übernehmen. Dies hat immer dann funktioniert, so lange Interessen klar benannt - und getrennt wurden. Ross hat diese Gebote arrogant ignoriert. Er steht für eine Kaste, die glaubt, sie könne sich ihre eigenen Regeln kaufen. Mit seiner Funktion als Minister und Hüter der Gesetze verträgt sich das nicht.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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