Pakistan:Im Würgegriff des Militärs

Auch der neue Streitkräfte-Chef bestimmt, wo es lang geht mit dem Land.

Von Tobias Matern

Für Generäle, die sich ungern kontrollieren lassen, ist Pakistan ein Traumland. Die Männer in Uniform brauchen noch nicht einmal zu putschen, um ihre Macht in der Außenpolitik ausleben zu können - wobei viele Menschen der muslimischen Nation einen Coup gar nicht schlecht fänden: Von ihren zivilen Regierungen werden sie regelmäßig enttäuscht. Der Premier ist seit Veröffentlichung der Panama Papers vor allem damit beschäftigt, sich für das Finanzgebaren der Familie zu rechtfertigen.

Die militärische Maschine läuft so perfekt, dass sie auch durch Personalwechsel nicht ins Stocken gerät. Wenn die Streitkräfte nun einen neuen Chef bekommen, steht schon vor dem Amtsantritt fest: General Qamar Javed Bajwa wird der einflussreichste Mann Pakistans sein. Er, nicht der Premier, kann entscheiden, ob das Land seinen Einfluss auf die afghanischen Taliban nutzt, um diese an den Verhandlungstisch in Kabul zu bekommen.

Seit der missglückten Amtszeit des Präsidentengenerals Musharraf, die 2008 endete, halten sich die Offiziere nicht mehr in den Niederungen der Politik auf; die latente Drohung eines Coups reicht schon, um die zivilen Institutionen im Würgegriff zu halten. Wenn sich der Premier etwa um einen Friedensschluss mit Indien bemüht, wird er von den Generälen eingenordet. Schließlich braucht die Armee einen Erzfeind, um Macht, Geld und Atomraketen zu rechtfertigen.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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