Pakistan:Glaubwürdigkeit verspielt

Dass die Regierung im Fall Bibi kapituliert, ist ein verheerendes Signal.

Kommentar von Arne Perras

Grauenvoll, wie die pakistanische Regierung im Fall der verfolgten Christin Asia Bibi nun vor den rasenden Islamisten kapituliert. Die Extremisten wollen Bibi um jeden Preis am Galgen sehen; es kümmert sie nicht, dass die oberste Justiz das Todesurteil gegen die fünffache Mutter aufgehoben hat, weil Beweise für die angebliche Gotteslästerung fehlen. Für die Eiferer zählt nur, in reaktionär-islamistischen Kreisen Gefolgschaft zu mobilisieren. Und das gelingt am besten im Sturm auf religiöse Minderheiten.

Der Staat hat den erpresserischen Kräften nachgegeben, er lässt Bibi nicht ausreisen, er zwingt die Verfassungsrichter, sich erneut mit der Aufhebung des Todesurteils zu beschäftigen: In alledem zeigt sich die Schwäche der Regierung, die den Konflikt mit den Eiferern scheut. Das ist zum einen für Bibi lebensgefährlich, die nicht weiß, ob sie jemals heil aus dieser Sache herauskommen wird. Zum anderen müssen auch die Richter um ihr Leben fürchten.

Dabei haben sie dem Staat einen unschätzbaren Dienst erwiesen, weil sie frühere Prozesse gegen Bibi als fehlerhaft und manipuliert entlarvten. Diese drei Juristen sind die wahren Helden Pakistans. Premier Imran Khan hingegen verspielt Glaubwürdigkeit, weil er erst den Ritter für den Rechtsstaat gibt und dann doch den Richtern in den Rücken fällt.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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