Pakistan:Gesetz als Waffe

Ein Gerücht allein kann genügen, um wegen Gotteslästerung vom rasenden Mob gelyncht zu werden.

Von Arne Perras

In Pakistan gilt ein drakonisches Gesetz, das Gotteslästerung ahnden soll. Wer den Islam beleidigt, kann im schlimmsten Falle mit dem Tod bestraft werden. Rufe nach Reform verhallen, weil Hardliner schon jede Initiative zur Änderung des Gesetzes als Blasphemie einstufen. Für Extremisten ist das Gesetz nützlich, sie gebrauchen es als Waffe. Wer in Pakistan der Gotteslästerung verdächtigt wird, ist häufig schon dem Tode geweiht. Ein Gerücht reicht, um den rasenden Mob zum Lynchmord zu treiben.

Die Verfassungsrichter, die mutig genug waren, das Todesurteil gegen die Christin Asia Bibi wegen Mangels an Beweisen aufzuheben, schweben nun selbst in Lebensgefahr, weil religiöse Fanatiker zur Jagd auf sie aufrufen. Die Hetze zeigt, wie gefährlich es für einen Staat ist, wenn er jahrzehntelang die Religion politisiert und dann nicht mehr fähig ist, die Folgen zu beherrschen. Hass und Intoleranz fressen sich durch die Gesellschaft, und der neue Premier Imran Khan wird viel Kraft benötigen, um diese Kräfte zu bändigen.

Immerhin: Der Regierungschef duckt sich nicht weg, er hat klare Worte gefunden gegen den Irrsinn der Extremisten. Nun muss der Staat auch standhaft bleiben. Oft genug schon ist die Regierung aus Opportunismus vor den lärmenden Islamisten eingeknickt, die den inneren Frieden Pakistans vergiften.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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