Pakistan:Anschlag auf Marinestützpunkt - Taliban sprechen von Rache

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Schwer bewaffnete Männer haben einen Marinestützpunkt im pakistanischen Karachi attackiert. Mindestens zwölf Menschen sind dabei getötet worden. Die Angreifer verschanzten sich in dem Gebäude und sollen mehrere Geiseln in ihre Gewalt gebracht haben. Inzwischen haben sich die Taliban zu der Tat bekannt.

Bei einem Überfall auf einen pakistanischen Marinestützpunkt in Karachi sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Marinesprecher Irfanul Haq sagte, elf Marine-Angehörige und ein Soldat einer paramilitärischen Einheit seien ums Leben gekommen. Nach Angaben des Innenministeriums wurde außerdem ein Feuerwehrmann getötet.

Die Lage ist nach wie vor unübersichtlich: Pakistanische Soldaten kommen beim Marinestützpunkt in Karachi an. (Foto: AFP)

Die Taliban bekannten sich inzwischen zu dem Angriff und bezeichneten ihn als Racheakt für die Tötung von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden. Ein Sprecher der pakistanischen Taliban (TTP) namens Ihsanullah Ihsan kündigte zugleich weitere Gewalttaten an. "Wir werden weitere solche Angriffe ausführen." Der Angriff auf die Basis der Marineflieger in der Hafenstadt sei eine Reaktion auf die Tötung Bin Ladens vor drei Wochen im nordpakistanischen Abbottabad.

Etwa ein Dutzend schwer bewaffneter Angreifer hatte die Basis der Marineflieger am Sonntagabend von drei Seiten aus attackiert. Pakistanische Truppen konnten die Extremisten am Montag nach stundenlangen Kämpfen offenbar zurückschlagen. Wie viele der Taliban-Kämpfer bei den Gefechten ums Leben kamen, wurde vorerst nicht bekannt. "Es gibt offensichtlich keinen Widerstand der Extremisten mehr", sagte Marinesprecher Salman Ali am Nachmittag.

Etwa zehn bis 15 schwer bewaffnete Männer - darunter auch Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln - waren nach Angaben der pakistanischen Behörden am Abend in den Stützpunkt Mehran eingedrungen. Die Basis wurde weiträumig abgeriegelt, alle übrigen Stützpunkte des Militärs in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Zunächst seien drei Hangars angegriffen worden, in denen Flugzeuge und Hubschrauber abgestellt waren. Auch Flugzeuge auf der Rollbahn seien mit Raketenwerfern beschossen worden, berichtete die BBC unter Berufung auf Augenzeugen.

Spekulationen über Geiseln

Mehrere Maschinen seien zerstört oder beschädigt worden, darunter auch Seeaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeuge vom Typ P-3C Orion. Mindestens zwei dieser mehrere Millionen Dollar teuren Flugzeuge aus US-Produktion stünden in Flammen, hieß es.

Anschließend seien die Angreifer in weitere Bereiche des Stützpunktes vorgedrungen und hätten sich schwere Gefechte mit den Soldaten geliefert. Auch mehrere Angreifer seien getötet worden.

Widersprüchliche Angaben gab es zunächst dazu, ob die Angreifer Geiseln genommen haben. Die verbliebenen Kämpfer hätten sich mit Geiseln in einem Gebäude verschanzt, berichtete die BBC. Unter den Festgehaltenen sollen sich auch Angehörige des chinesischen Militärs befinden.

Nach Angaben eines Geheimdienstmitarbeiters hielten die Angreifer mehr als zwei Dutzend Geiseln in ihrer Gewalt. "Sie tragen Sprengstoffwesten und drohen, die Geiseln in die Luft zu sprengen", sagte er. Zwar wisse man nicht genau, wie viele Geiseln es sind, "aber die meisten sind Marine-Angehörige."

Der Sprecher der pakistanischen Marine bestritt dagegen, dass überhaupt Geiseln genommen wurden. "Unsere Marineeinheiten führen Operationen durch, um die Terroristen auszuräuchern", sagte Irfanul Haq. Allerdings brauche der Erfolg Zeit.

Regierungschef Jusuf Raza Gilani verurteilte den Angriff und schickte seinen Innenminister nach Karachi, um die dort eingeleiteten Sicherheitsvorkehrungen für das Militär zu koordinieren.

© AFP/dapd/dpa/Reuters/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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