An den Ostermärschen der Friedensbewegung haben sich nach Angaben der Veranstalter in den vergangenen Tagen Zehntausende Menschen beteiligt. Im Zentrum der Kundgebungen stand der Ukraine-Krieg. "Die Friedensbewegung sieht sich durch die diesjährigen Ostermarsch-Aktionen gestärkt", hieß in einer am Montag in Frankfurt verbreiteten Abschlusserklärung der Informationsstelle Ostermarsch. Insgesamt habe es bundesweit mehr als 120 Aktionen gegeben, die Zahl der Teilnehmer habe im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Bei den Kundgebungen forderten Rednerinnen und Redner vielfach einen Stopp der deutschen Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine, ein Ende der Kämpfe und sofortige Verhandlungen.
In Hannover sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, am Samstag: "Wir wollen nicht, dass die Eskalation weitergetrieben wird und noch mehr Waffen in das Kriegsgebiet geliefert werden." Mit den Waffenlieferungen werde Deutschland mitverantwortlich für all die Toten, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin. "Wenn hier nicht ein glasklares Stoppschild gesetzt wird, werden die Nato-Staaten zur Kriegspartei", sagte Käßmann unter Applaus. "Dann liefern wir Kampfbomber, Kriegsschiffe, vielleicht gar Soldaten und stehen am Rande eines dritten Weltkriegs, der auch mit atomaren Waffen geführt wird. Diese Eskalationsspirale muss sofort beendet werden."
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An einem Demonstrationszug durch die Innenstadt von Hannover beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 1.100 Menschen. Zur Abschlusskundgebung des Frankfurter Ostermarschs auf dem Römerberg kamen laut Polizei am Montag knapp 2000 Menschen zusammen, die Veranstalter sprachen von etwa 4000 Teilnehmern. In Berlin demonstrierten nach Polizeiangaben am Samstag mehr als 1000 Menschen auf zwei Ostermärschen. In Bremen zogen laut Polizei etwa 1 000 Menschen vom "Friedenstunnel" zum Marktplatz und folgten damit einem Aufruf des Bremer Friedensforums. Die Veranstalter sprachen von rund 2000 Teilnehmenden. Der traditionelle Ostermarsch Rhein-Ruhr endete am Montag in Dortmund mit rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), warf den Ostermarschierern Blauäugigkeit vor. Solange es Menschen wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin gebe, die statt auf die Stärke des Rechts eher auf das Recht des Stärkeren setzten, müsse man bereit sein, die freiheitliche Demokratie auch zu verteidigen, sagte er der Bild am Sonntag. Die FDP-Verteidigungsexpertin Agnes Strack-Zimmermann warnte davor, bei den Demonstrationen Positionen Russlands zu vertreten. "Es ist lauter für den Frieden auf die Straße zu gehen", sagte sie der Zeitung: "Die Demonstranten sollten nur nicht den Adressaten ihres Protests verwechseln." Wer sich gegen das Opfer artikuliere, mache sich zum "Helfershelfer des Unrechts".
Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus entgegnete, der Ruf nach Verhandlungen dürfe zu keinem Zeitpunkt als naiv abgetan werden. Menschen, die zu Ostern für den Frieden auf die Straße gingen, wollten keinen Krieg gewinnen, sondern den Frieden. "Ohne Gespräche, ohne Verhandlungen kann kein Friede werden", sagte sie am Samstag der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Informationsstelle Ostermarsch unterstrich, es sei bemerkenswert, dass die Friedensbewegung trotz aggressiver "Diffamierungen" ihrer Positionen mehr Teilnehmer mobilisiert habe als im vergangenen Jahr: "Die Ostermarschierer haben sich nicht durch medial aufgeblähte Abgrenzungsdebatten ablenken lassen und sind eindeutig gegen die fortschreitende Militarisierung und Kriegspropaganda aufgetreten."