Zuerst die gute Nachricht: Die seit einiger Zeit gerne galoppierende Inflation ist im März in einen ziemlich flotten Trab verfallen. In Österreich lag sie bei 9,1 Prozent und damit so niedrig wie seit dem vergangenen Juni nicht mehr. Die weniger gute Nachricht: Sie ist damit immer noch deutlich höher als in Deutschland (7,4 Prozent) und im Schnitt der Euro-Zone (6,9 Prozent). Im Großen unterhalten sich österreichische Wirtschaftsschlaumeier deshalb gerne über den "Werkzeugkoffer" an preisdämpfenden Maßnahmen, den die Bundesregierung richtig oder falsch zu nutzen weiß. Im Kleinen schlägt das voll auf unverzichtbare Alltagsgüter wie den Osterhasen durch. Als 90-Gramm-Schokofigur kostet der jetzt beispielsweise 2,69 Euro und schmunzelt dabei verschmitzt.
Kostenlos abonnieren:SZ Österreich-Newsletter
Was ist los in Österreich? Alles zu Österreich in der SZ. Jeden Freitag per Newsletter. Gleich kostenlos anmelden.
Immerhin kann man sich in Österreich damit trösten, dass man den Nachbarn in Sachen Rabattschlacht um etliche Prozentpunkte voraus ist. Womöglich fällt das ja nur noch Menschen mit Migrationshintergrund auf, aber insbesondere der Lebensmittelhandel stellt den Kunden in Österreich in den Supermärkten diverse Preishämmer - um im Werkzeugkasten der Wirtschaftsschlauen zu bleiben - zur Verfügung. Der wichtigste kommt meist in Form eines Quartetts aus 25-Prozent-Nachlass-Aufklebern, die hier freilich Markerl oder Pickerl heißen. Mit einem solchen Rabattpickerl kostet der sogenannte Schmunzelhase plötzlich rund 67 Cent, also ein Viertel, weniger. Von einer derartigen Osterhasen-Preisbremse kann man beispielsweise in München nur träumen.
Das System mit dem eigenen Werkzeug schlagen
Ein inflationsgetriebener Sparprofi gibt sich damit aber längst nicht mehr zufrieden; das System gilt es mit dem eigenen Werkzeug zu schlagen. Denn auch wenn pro Einkauf bloß vier solche Pickerl erlaubt sind, muss man einfach nur drei Supermärkte abklappern, um bei zwölf Schmunzelhasen auf eine Ersparnis von sagenhaften 8,04 Euro zu kommen. Ich selbst ertappte mich neulich dabei, wie ich um zwei getrennte Rechnungen bat, um gleich zwei Markerl-Quartette einzulösen; man hat schließlich Kinder! Wer Glück hat, erwischt sogar ein Prozentwochenende oder eines dieser Eins-und-eins-gratis-Angebote mit dem Motto: Nimm zwei, zahle einen.
Bedenkt man nun, dass es bei dem ein oder anderen Geschäft für den Kauf dieser Hasen wiederum eine andere Markerl-Gattung zum Einkleben in ein Oster-Gutscheinheft gibt, und man nach einem Einkaufswert von 300 Euro - das entspricht 149 vergünstigten Hasen - mit diesem Gutscheinheft noch einmal 20 Prozent auf den Einkauf von weiteren 149 Hasen erhält, dann kommen natürlich selbst die größten Kritiker der Wirtschaftspolitik zwangsläufig zu dem Schluss, dass die Inflation so schlimm doch gar nicht sein kann. Rein theoretisch. Und wer dank Google erfährt, dass die Rabattmarkerl inzwischen sogar auf virtuellen Marktplätzen im Internet gehandelt werden, weiß, wo man womöglich auch all die Schmunzelhasen wieder gewinnbringend loswird.
Noch schöner ist trotzdem, wenn die Regierung ihr Handwerk versteht.
Diese Kolumne erscheint auch im Österreich-Newsletter, der die Berichterstattung der SZ zu Österreich bündelt. Gleich kostenlos anmelden.