Öffentlicher Dienst:Bürger wollen mehr Staat

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Eine Umfrage des Beamtenbunds zeigt, dass viele Menschen Schutz vor Märkten verlangen. Auch der Beruf "Manager" scheint weniger Menschen zu imponieren. Beamte hingegen schnitten beim Ansehen besser ab als sonst.

Von Detlef Esslinger, Berlin

Viele Deutsche wünschen sich einen starken Staat, der vor Markt und Globalisierung schützt - und es werden immer mehr, die diese Haltung einnehmen. Das ist ein Ergebnis der Bürgerbefragung zum Öffentlichen Dienst, die die Meinungsforscher von Forsa im Auftrag des Beamtenbundes vorgenommen haben. Sie befragten dazu im Juni insgesamt 1003 repräsentativ ausgewählte Bürger; das Ergebnis stellten die Chefs von Forsa und Beamtenbund, Manfred Güllner und Ulrich Silberbach, am Donnerstag in Berlin vor.

Das Vertrauen in den Markt war allerdings auch vor zwei Jahren bereits relativ gering. Schon damals waren es nur 13 Prozent der Deutschen, die dem Satz zustimmten, der Markt werde "alles richten". Nun sind es noch zehn Prozent. Zugleich finden inzwischen 79 statt 72 Prozent, es brauche einen starken Staat, "der die Bürger vor ausufernden Entwicklungen schützen kann". Die Jüngsten und die Ältesten sind diejenigen, die noch das größte Vertrauen in den Markt haben: 15 Prozent der 14- bis 29-Jährigen und zehn Prozent der über 60-Jährigen; in den Altersgruppen dazwischen liegen die Prozentwerte jeweils im einstelligen Bereich. "Skepsis gegenüber dem Staat können wir nicht feststellen", sagte Ulrich Silberbach vom Beamtenbund. Er ging aber auch darauf ein, welche Voraussetzungen jemand haben muss, der beim Staat arbeitet. Auf die Frage, ob AfD-Mitglieder dies noch sein können, nachdem sich die Partei radikalisiert, sagte Silberbach: "Wer sich nicht auf die Grundwerte des Rechtsstaats beruft, hat im öffentlichen Dienst nichts zu suchen."

Seit zwölf Jahren lässt der Beamtenbund die Befragung vornehmen; er will jeweils darstellen, dass die Bürger den Öffentlichen Dienst viel mehr schätzten als gedacht. Deshalb wird in der Erhebung immer nach dem Ansehen einzelner Berufsgruppen gefragt. Der "Beamte" als solcher rangiert relativ hinten. "Sehr hohes Ansehen" bescheinigen ihm nur 39 Prozent der Befragten. Damit landet er auf Platz 25; bei 33 abgefragten Berufen. Wird aber nach einzelnen Jobs gefragt, nehmen Berufe beim Staat neun der ersten zehn Plätze ein: Feuerwehrmann, Arzt, Pfleger, Erzieher und so weiter. Und insgesamt ist auch das Ansehen des "Beamten" deutlich gestiegen: seit der ersten Erhebung von 2007 um zwölf Prozentpunkte. Mit dem gesunkenen Vertrauen in die Märkte geht einher, dass "Manager" offenbar ein Job ist, der immer weniger Menschen imponiert. Er landet auf Platz 28, "sehr hohes" Ansehen bescheinigen den Managern noch 26 Prozent; einst waren es 37.

Nachdem seit Monaten über sexuelle Belästigung diskutiert wird, fragten die Forsa-Forscher diesmal auch danach. 26 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer gaben an, derlei erlitten zu haben; insgesamt 22 Prozent der 14- bis 29-Jährigen, aber auch 16 Prozent der über 60-Jährigen. Vier von fünf Betroffenen sagten, sich daraufhin an die belästigende Person selbst gewandt zu haben, 43 Prozent gingen zum Chef. Männer und Frauen schätzen die Lage offenbar unterschiedlich ein: 16 Prozent der Männer finden, diese Belästigung nehme eher zu - aber 23 Prozent der Frauen.

© SZ vom 31.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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