Oberstaatsanwalt Eimterbäumer:Ermittler mit Mission

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Mails voller Hass, üble Drohungen: Clemens Eimterbäumer hat schwierige Wochen hinter sich. Nun wird der Chef der Korruptions-Ermittler in Hannover in die deutsche Geschichte eingehen - als einer der Staatsanwälte, die Wulffs Rücktritt ausgelöst haben.

Jens Schneider

Es waren schwierige Wochen für die vier Staatsanwälte um Clemens Eimterbäumer in der Zentralstelle für Korruptions-Strafsachen. Jeden Tag lasen sie in Zeitungen, dass einem Politiker, Staatsrechtler oder sonstwem ihre Zurückhaltung in Sachen Christian Wulff missfiel. Allzu zögerlich, gar feige seien sie im Umgang mit dem Bundespräsidenten. Der Tenor lautete: Mit einfachen Beamten wäre man wohl ganz anders verfahren. In der Behörde in Hannover gingen Mails voller Hass ein, auch üble Drohungen.

Clemens Eimterbäumer ist Chef der Zentralstelle für Korruptions-Strafsachen in Hannover - und ermittelt gegen Christian Wulff. (Foto: dpa)

Das war sicher einer der Gründe, weshalb der Name des leitenden Ermittlers bis zu diesem Freitag nicht öffentlich gemacht worden war. Vor allem aber sollte sein Team - zwei Frauen und zwei Männer - in Ruhe arbeiten können. Eimterbäumer, 41, ist ein Spezialist für Korruptionsfälle. Nach der Referendarzeit trat er 1998 in den Justizdienst ein, zunächst bei der Staatsanwaltschaft Hannover.

Nach einigen Stationen als Richter wurde er 2001 Staatsanwalt. 2006 wechselte er zur Generalstaatsanwaltschaft Celle, wurde bald Oberstaatsanwalt. Seit dem 31. Oktober ist er Leiter der Zentralstelle in Hannover. Er ist verheiratet mit einer Richterin, Vater von zwei kleinen Kindern und wandert sehr gerne.

Schon als junger Staatsanwalt baute Eimterbäumer in Hannover die Abteilung für Finanzermittlungen und Geldwäsche mit auf. Auch in Celle widmete er sich der Korruptionsbekämpfung. Nach vielen erfolgreichen Verfahren wird er oft - auch aus dem Ausland - als Referent angefragt. Mit seinen Kollegen saß er zuletzt oft lange zusammen, um die Vorwürfe gegen den Bundespräsidenten zu prüfen. Ausdrücklich betonen die Ermittler, dass sie gemeinsam, "nach intensiver kollegialer Beratung", zu ihrer Entscheidung kamen, die Aufhebung der Immunität des Präsidenten zu beantragen.

Die öffentliche Aufregung über ihr Vorgehen mag gelegentlich belastend gewesen sein. Aber das hätten sie im Grunde cool genommen, sagt ein Ermittler. Der eigentliche Druck lag in dem besonderen Wesen ihrer Aufgabe: Die Ermittler wussten, zu welchen politischen Konsequenzen ihre Entscheidung fast zwangsläufig führen musste. Sie werden fortan als die Staatsanwälte gelten, die den Rücktritt des Präsidenten auslösten.

Ihre Ausgangslage war heikel. Sie mussten ihre Entscheidung aufgrund einer schwierigen Faktenlage fällen. In der abgelaufenen Woche wurden ihnen Akten aus der Staatskanzlei in Hannover übergeben, dem Amt des einstigen Ministerpräsidenten Wulff. Deren Inhalt hat offenbar den Anfangsverdacht gegen den Präsidenten auf Vorteilsannahme verstärkt. Sonst aber hatten die Ermittler als Quellen fast ausschließlich Berichte aus Zeitungen und Fernsehen, mitsamt der öffentlichen Stellungnahmen des Präsidenten oder seiner Freunde.

Wenn ihnen seine Darstellungen zweifelhaft erschienen, konnten sie darüber lange beraten. Aber ihre eigentliche Arbeit, nämlich selber nachfragen oder Material suchen, durften sie nicht aufnehmen. Dafür musste zuvor die Immunität des Präsidenten aufgehoben werden. Mit dem Rücktritt des Präsidenten am Freitag hat sich diese Notwendigkeit erledigt.

© SZ vom 18.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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