Eigentlich ist der NSU-Prozess sehr schnell vorangekommen. Jeder normale Mord wird mindestens drei Monate lang verhandelt. In den 26 Monaten des NSU-Prozesses aber wurden zehn Morde, zwei Bombenanschläge und 15 Überfälle abgearbeitet. Wenn es so weitergeht, dann wird das Urteil spätestens im März, April nächsten Jahres kommen.
Wenn nicht die eine Frage wäre: Was macht die Hauptangeklagte Beate Zschäpe? Bisher hat sie den Prozess über sich ergehen lassen, schweigend, aber nicht obstruktiv. Nun aber zeigt Zschäpe offen Genugtuung darüber, wie sie ihren Willen durchsetzt, dem Gericht einen vierten Verteidiger abtrotzt und ihre alten Anwälte behandelt wie Dreck. Für sie ist das - gerade weil ihr sonst wenig bleibt - ein Sieg. Und Siege machen Lust auf mehr.
Zschäpe weiß offenbar genau, dass sie an einem Hebel sitzt, den alle fürchten: Wird sie krank und verhandlungsunfähig, dann platzt der Prozess. Offenbar testet sie nun, was sie mit diesem Hebel erreichen kann - ohne zu spüren, wie sie sich damit selbst schadet. Denn sie entlarvt sich mit diesen Manövern genau als die Person, von der die Anklage ausgeht: als hochmanipulative, strippenziehende Führungspersönlichkeit. Als eine, die sagt, wo es lang geht.
Der Schluss liegt nahe, dass sie so auch im Untergrund agiert hat: nicht als Haushälterin, sondern als Führungsgestalt des NSU-Trios. Für diese Erkenntnis muss sie nicht mal reden.