Nordrhein-Westfalen:Verbrannt im Gefängnis

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Der Eingang der JVA in Kleve. (Foto: dpa)

Ein Syrer stirbt in seiner Zelle in der JVA Kleve - er war wohl zu Unrecht inhaftiert. Der Mann war offenbar Opfer einer Namensverwechslung geworden. Gegen mehrere Polizisten ermittelt nun die Staatsanwaltschaft.

Von Jana Stegemann, Düsseldorf

Ein Syrer, der offenbar zu Unrecht inhaftiert war, ist nach einem Brand in seiner Gefängniszelle gestorben. Das teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft im niederrheinischen Kleve mit. Der 26-Jährige soll mehr als zwei Monate unschuldig im Gefängnis gesessen haben, bis in seiner Zelle Mitte September ein Feuer ausbrach. Die Staatsanwaltschaft Kleve hat Ermittlungen gegen mehrere Polizisten wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung eingeleitet.

Vergangenen Freitag war bekanntgeworden, dass der Syrer wohl Opfer einer Verwechslung geworden war: Ein in Hamburg mit zwei Haftbefehlen gesuchter Mann aus Mali soll die Personalien des Syrers als Alias genutzt haben. Als am 6. Juli Polizisten in Geldern am Niederrhein die Personalien des Syrers überprüften, wurde er festgenommen.

Günter Neifer, Oberstaatsanwalt in Kleve, sagt: "In dieser Dramatik ist mir kein anderer Fall bekannt." Wie es zu der Verwechslung kam, ermittelt die Staatsanwaltschaft Kleve. Aufgefallen sei der Syrer bei einem Polizeieinsatz am 6. Juli in Geldern. Dort habe jemand die Beamten gerufen, weil "von dem Syrer eine Beleidigung ausgesprochen worden sei", berichtet Neifer. Die Polizisten nahmen den Mann mit auf die Wache, im Fahndungssystem waren seine Personalien aufgetaucht. "Und zwar als Alias-Personalien, die jemand benutzt hatte, der von der Staatsanwaltschaft Hamburg mit zwei Haftbefehlen gesucht wurde", so Neifer. Der Syrer wurde daraufhin verhaftet und in die Justizvollzugsanstalt Geldern gebracht, später in die JVA Kleve verlegt.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg stellte laut Oberstaatsanwältin Nana Frombach mindestens zwei routinemäßige Anfragen in Kleve zur tatsächlichen Identität: "Das wird bei Aliaspersonalien immer gemacht." Dennoch fiel die mutmaßliche Namensverwechslung lange Zeit offenbar niemandem auf. Ob der syrische Häftling selbst seine Unschuld beteuerte, sei laut Neifer unklar. Ebenfalls nicht geklärt ist bislang, ob er seine Haftzelle selbst angezündet hat. Das Feuer war am Abend des 17. September ausgebrochen. Obwohl der Syrer in eine Spezialklinik gebracht wurde, starb er vergangenen Samstag - einen Tag, nachdem die Behörden die mutmaßliche Panne eingeräumt hatten.

© SZ vom 02.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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