Nordkorea: Kim Jong Il:Gut erholt oder todkrank?

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Nordkoreas Diktator Kim Jong Il zeigt sich beim Besuch Bill Clintons zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in der Öffentlichkeit. Das Rätsel um seine Gesundheit allerdings bleibt. Kim Jong Il in der Ferndiagnose.

Henrik Bork

Er ist wieder da. Alle, die in den vergangenen Monaten darüber spekuliert hatten, ob Kim Jong Il möglicherweise todkrank sei und bereits eine Militärjunta die Macht übernommen habe, wurden nun widerlegt. Seitdem der südkoreanische Geheimdienst Gerüchte über einen Hirnschlag des Diktators in Umlauf gebracht hatte, waren diese nicht mehr verstummt.

Nach langer Zeit wieder ein offizielles Bild: Kim Jong Il und Amerikas Ex-Präsident Bill Clinton. (Foto: Foto: AP)

Ob daran etwas Wahres ist oder nicht, ist nach wie vor unklar. Doch nun steht fest, dass er sich zumindest wieder erholt hat, sollte er denn jemals einen Schlaganfall gehabt haben.

Scharfsinnig und luzid

Unbestreitbar sei doch, dass nach dem Treffen von Bill Clinton und dem Diktator amerikanische Beobachter auch wieder beschreiben könnten, "wie scharfsinnig Kim sei und wie luzide er sich anhöre" - das sagte Robert Carlin, ein amerikanischer Nordkorea-Kenner, der Washington Post. "Das mag eine Menge unsinniger Gerüchte widerlegen", sagte Carlin. Die Botschaft, dass Kim die Amtsgeschäfte führe, hat das Regime nach all den Spekulationen dem heimischen und dem südkoreanischen Publikum sicherlich ganz bewusst übermitteln wollen.

Doch auch nach dem kleinen "Gipfeltreffen" in Pjöngjang glauben einzelne Analysten weiterhin, dass Kim gesundheitlich angeschlagen ist. Nach wie vor wird über den angeblichen Bauchspeicheldrüsenkrebs des Diktators geredet. Dass Kim im Vergleich zu früheren Jahren viel Gewicht verloren hat, kann jedoch so oder so gelesen werden - als ein Zeichen größerer Fitness oder als Folge einer schweren Krankheit.

Narushige Michishita, ein japanischer Nordkorea-Beobachter, ist ein Anhänger der zweiten Theorie. Kim habe Clinton auch deshalb getroffen, weil er so krank sei, sagte Michishita. "Nordkorea will seine Beziehungen zu den USA stabilisieren, bevor es einen neuen Führer einsetzt, und es will dies wegen der gesundheitlichen Probleme Kim Jong Ils schnell tun", erklärte Michishita.

Spekulationen und Wunschdenken

Für andere Beobachter sind all die Spekulationen über Kims Gesundheit hingegen nur eine Neuauflage des bekannten Wunschdenkens, das kriegerische Regime in Pjöngjang könne irgendwann zusammenbrechen. Seit Jahrzehnten gibt es dieses Denken, und immer wieder wird es enttäuscht. 1994, als der "Große Führer" Kim Il Sung starb, hatte es schon Hoffnungen auf ein Tauwetter in Nordkorea gegeben. Doch der "Geliebte Führer" Kim Jong Il machte genau da weiter, wo der alte aufgehört hatte. Und glaubt man den Nordkorea-Astrologen in Seoul oder Tokio, so bereitet sich die einzige kommunistische Erbdynastie der Erde gerade erneut auf einen Führungswechsel vor.

Der 26-jährige Kim Jong Un solle der nächste Führer werden, heißt es. Nur das ehrenvolle Attribut ist noch unklar. Wie wird der Dritte wohl genannt werden, nach dem "großen" und dem "geliebten" Führer? Solange sein Vater noch halbwegs gesund aussieht wie auf den Fotos mit Bill Clinton, wird es die Welt wohl nicht erfahren.

© SZ vom 6.8.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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