Nigeria:Ausschreitungen nach tödlichem Anschlag auf Kirche

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In Nigeria ist während einer katholischen Sonntagsmesse eine Bombe explodiert und hat mehrere Menschen getötet. Nach dem Selbstmordanschlag kam es zu Vergeltungsaktionen, bei der weitere Menschen ums Leben kamen.

Die St. Rita-Kirche in der nigerianischen Stadt Kaduna nach dem Bombenanschlag. (Foto: REUTERS)

Bei einem Bombenanschlag auf eine Kirche in der nigerianischen Stadt Kaduna hat es am Sonntag mehrere Tote und Verletzte gegeben. Nach Behördenangaben riss der Selbstmordattentäter sieben Gottesdienstbesucher mit sich in den Tod. Die Zahl der Toten könne noch steigen, sagte ein Sprecher.

Im Anschluss an den Vorfall kam es in Kaduna zu Ausschreitungen. Mit Macheten und Stöcken griffen vorwiegend junge Christen Menschen an, die sie für Muslime hielten, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Nahe der Kirche prügelten Angreifer auf den Fahrer eines Motorradtaxis ein und klemmten ihn unter seiner Maschine ein. Dann übergossen sie ihn mit Benzin und zündeten ihn an. Ein Vertreter der Rettungskräfte sagte, dass Sanitäter dem Mann nicht hätten helfen können, weil die Angreifer zu gewalttätig gewesen seien. Nahe der Kirche wurden zudem zwei weitere blutige Leichen gefunden. Es gab zudem fast 100 Verletzte.

Während der Sonntagsmesse hatte ein Selbstmordattentäter das Tor der St. Rita-Kirche in der Stadt Kaduna mit einem Auto gerammt und sich in die Luft gesprengt. "Ich habe viele verstümmelte Körperteile gesehen", berichtete ein Augenzeuge. Nach dem Vorfall umstellten Soldaten und Polizisten die Kirche.

Nigerianische Behörden hatte wenige Tage zuvor vor möglichen Anschlägen während des islamischen Opferfests gewarnt. Kaduna liegt etwa 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Abuja an der Trennlinie zwischen dem vorwiegend muslimischen Norden des Landes und dem Süden, wo überwiegend Christen leben.

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Allerdings haben islamistische Extremisten der Gruppe Boko Haram, die in Nigeria für einen Gottesstaat kämpfen, in der Vergangenheit zahlreiche blutige Anschläge verübt. Die Sekte hat wiederholt an christlichen und muslimischen Feiertagen zugeschlagen. Seit 2010 sollen mehr als 1400 Menschen durch die Gewalt ums Leben gekommen sein. Boko Haram hat Verbindungen zu Terrororganisationen in Tschad, Niger und Mali.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/Reuters/AFP/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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